Immer mehr Menschen gehen per Smartphone und Tablet auf Einkaufstour. Sie tun das während der Arbeitspause, von unterwegs oder gemütlich zuhause auf der Couch. Ohne Frage: mobiles Einkaufen wird immer beliebter. Doch wie sieht es mit dem Bezahlen aus? Sicher: Online-Bestellungen lassen sich bequem per Bankeinzug, mit Paypal etc. erledigen, aber wie tauglich ist das Smartphone als Zahlungsmittel an der Kasse? Eine Studie zum Thema Mobile Payment, die Bain & Company in 27 Ländern durchgeführt hat, zeigt, dass 3 – 7 % aller Smartphone-Besitzer dieses schon einmal zum Bezahlen an der Kasse eingesetzt haben. In Deutschland sollen es sogar bereits 13 % sein. Die Mehrzahl der Befragten erwartet, dass die Bedeutung des Smartphone als Zahlungsmittel stark zunehmen wird. Ist Mobile Payment einfach nur chic oder gibt es tatsächlich Vorteile?

Hohe Erwartungen, aber (noch) keine Standards

Schaut man sich die aktuellen Möglichkeiten des „Mobile Payments“ in Deutschland einmal genauer an, so fällt vor allem eins auf: es gibt keine Standards, wie man dies zum Beispiel vom bewährten Plastikgeld (der Girocard-, Geld- oder Kreditkarte etc.) kennt. Mobiles Bezahlen erfolgt in der Regel über eine spezielle App. Zudem muss man sich mit seinen Adress- und –Kontodaten bei dem betreffenden Anbieter anmelden und einen Pin-Code festlegen. Nach einer Überprüfung durch den Anbieter erhält man einen oder mehrere Freischaltungscode(s), die man bestätigen muss, bevor man die mobile Bezahlfunktion nutzen kann. Zum Bezahlen wird dann auf dem Smartphone ein Barcode, QR-Code oder ein Zahlencode angezeigt, der abgescannt bzw. in die Kasse eingegeben wird. Allerdings fehlt bisher ein spezielles Einlesegerät für Smartphone, was dieses Verfahren entsprechend umständlich macht.

NFC – Near Field Communication

Die Möglichkeit, für das mobile Bezahlen Nahübertragungstechnik einzusetzen, brachte Kommunikationsanbieter wie O2, Telekom und Vodafone auf die Idee, den Service mpass anzubieten. Mit einem kleinen „Add-on“, dem mpass-NFC-Sticker, wird das Handy praktisch zu einer Giro- oder Kreditkarte gemacht. Der NFC-Sticker wird an bzw. in das Gehäuse des Mobiltelefons geklebt und übernimmt dabei die gleiche Funktion wie der Magnetstreifen auf einer EC-Karte. Der NFC-Sticker kann allerdings von allen mpass-fähigen Karten-Terminals ausgelesen werden. Die Bezahlfreigabe erfolgt dann durch die Eingabe der individuellen PIN-Nummer.

Ein sehr ähnliches, aber wesentlich weiter verbreitete Mobile Payment- Verfahren ist paypass von Mastercard. Dieses nutzen zum Beispiel Anbieter wie die Sparda- und Targo-Bank. Auch beim paypass-Verfahren muss manuell ein Sticker oder Chip am Handy angebracht werden. Das Mobiltelefon kann dadurch wie eine Kreditkarte (die Umsätze werden wie bei einer MasterCard monatlich abgebucht)oder wie eine Geldkarte genutzt werden. Im diesem Fall wird der Chip mit einem Guthaben aufgeladen, das dann für Einkäufe genutzt werden kann.

Das mpass- und paypass-Verfahren kann man sich in etwa so vorstellen, als würde man sich eine Girocard oder Kreditkarte in das Gehäuse seines Smartphone stecken. Das klingt umständlich? Ist es auch, jedenfalls solange es nicht gelingt, die NFC-Technik direkt in die SIM-Karte des Smartphones zu integrieren.

Wann werde ich mit meinem Handy am Bankautomaten Bargeld abheben können?

Ob mpass oder paypass: das Ziel dieser Verfahren ist der bargeldlose Zahlungsverkehr. Aber es gibt immer noch sehr viele Situationen, in denen man weiterhin auf Bargeld angewiesen ist. Längst nicht jedes Geschäft oder Cafe ist auf Kartenzahlung, geschweige denn auf Mobile Payment eingestellt. Im Gegensatz zu einer Girocard bzw. Kreditkarte kann ich mit meinem Smartphone aber noch kein Bargeld abheben. Das Smartphone bleibt somit vorläufig ein mehr oder weniger praktisches Add-on zu Brieftasche, Girocard und Kreditkarte.

Mobiles Bezahlen mit Mehrwert

Um neue Nutzergruppen zu gewinnen, darf mobile Bezahlen per Mobiltelefon nicht nur chic und trendy sein, sondern sollte gegenüber der klassischen Girocard und Kreditkarte einen echten Mehrnutzen anbieten. Genau darauf zielt das Konzept von Edeka, das die Lebensmittelkette in einem Pilotprojekt in 100 Berliner Edeka-Märkten getestet hat und zwischenzeitlich auf über 40 weitere Märkte ausgedehnt hat. Edeka bietet eine spezielle App an, die die Funktion des mobilen Bezahlens mit mobilen Couponing verbindet. Das erspart Kunden die frustrierende Erfahrung, beim konkreten Einkaufstermin den passenden Sparcoupon dann doch nicht zur Hand zu haben. Denn bei der Edeka-App werden die aktuellen Coupons und Gutscheine automatisch auf das Smartphone geladen und können so beim nächsten Einkauf direkt eingelöst werden. Als Käufer braucht mal lediglich die Funktion „Bezahlen und Coupons einlösen“ auswählen und mit der individuellen PIN-Nummer bestätigen. Die App generiert einen QR-Code mit dem Gegenwert des Einkaufs, der an der Kasse einfach abgescannt wird. Darüber hinaus besitzt die App eine Statistikfunktion, über die man sich alle Einkäufe detailliert anzeigen lassen kann.

Mobile Payment – Fazit

Die erste Welle der Trendsetter hat das mobile Bezahlen bereits schon für sich entdeckt. Verglichen mit der breiten Masse bleibt diese Entwicklung derzeit allerdings noch weit hinter den gesteckten Erwartungen zurück. So gibt es vor allem noch einige technische und praktische Probleme zu lösen, bis sich das Smartphone wirklich zu einem praktischen Ersatz für Brieftasche und Girocard bzw Kreditkarte werden kann. Ohne interessante Zusatzangebote als Lockmittel wird sich das mobile Bezahlen per Mobiltelefon voraussichtlich nur sehr schleppend entwickeln. Interessant wird sein, in wie weit die mit großem Medieninteresse begleitete Einführung des Bezahldienstes Apple Pay die Akzeptanz für Mobile Payment steigern wird. Mit der Einführung von Apple Pay in Deutschland wird voraussichtlich nicht vor 2016 zu rechnen sein.

Unabhängig davon wird der Preis für den zusätzlichen Komfort des mobilen Bezahlens natürlich der sein, dass man als Kunde nochmals ein ganzes Stück weit gläserner wird. Denn selbstverständlich lassen sich für ein paar Schnäppchen und Rabatte mehr, das Einkaufs- und Konsumverhalten über die Bezahlfunktionen noch personenbezogener auswerten.

Was halten Sie von Mobile Payment? Haben Sie schon einmal mit Ihrem Handy bezahlt? Können Sie sich das vorstellen? Oder haben Sie Bedenken? Schicken Sie uns einen Kommentar!

Bildnachweis: Fotolia, Lizenz: Host Europe

Wolf-Dieter Fiege

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