Wer sich im Internet bewegt, hinterlässt Spuren. Bei jeder Verbindung geben wir (individuelle) Informationen preis. Jeder Seitenaufruf, jede versandte und empfangene E-Mail uvm. wird registriert. Der NSA-Skandal hat lediglich noch einmal deutlich gemacht, wie weit die Möglichkeiten einer Massenüberwachung gehen können. Einer der wichtigsten Marker ist dabei die IP-Adresse. Es gibt allerdings eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie Sie Ihre Privatsphäre im Internet mit Hilfe von VPN-Anbietern oder Proxyservern schützen können. Einige der wichtigsten möchte ich Ihnen in diesem Artikel vorstellen.

Nennen Sie mir Ihre IP-Adresse und ich sage Ihnen, wer Sie sind

Für Betreiber einer Webseite ist es kein Problem, die IP-Adresse eines Seitenbesuchers zu erfahren. Schließlich gibt es dafür eine ganze Reihe von Programmen. Nutzt man für seine Kommunikation im Web zudem überwiegend zentralisierte Dienste, so lassen sich anhand der IP-Adresse sehr leicht umfangreiche Nutzungsprofile erstellen sowie E-Mails, Textnachrichten und Dokumente eindeutig einem bestimmten Nutzer zuordnen.

Auch Online-Betrüger orientieren sich häufig an unseren IP-Adressen, um an sensible Informationen wie z.B. Zugangsdaten zu gelangen. Darüber hinaus trifft man im Netz immer wieder auch auf Abzocke-Webseiten, die speziell dafür erstellt werden, um unwissende Besucher mit ungerechtfertigten Mahnverfahren zu bedrohen und einzuschüchtern. Der Name des Webseite-Besuchers wird dabei in der Regel über die verwendete IP-Adresse erschlossen.

Auch wenn diese Praktiken illegal sind, so fallen immer noch viele Internet-Nutzer darauf herein.

Verschleiern Sie Ihre IP-Adresse

Eine einfache Möglichkeit, um Ihre Privatsphäre im Internet zu schützen, ist die Verschleierung Ihrer IP-Adresse. VPN-Anbieter und Proxyserver machen es möglich. Es gibt sehr einfache Lösungen, mit denen Sie anonym im Internet surfen können, sowie komplexere Lösungen, mit denen sich Ihr gesamter Datenverkehr anonymisieren lässt.

Browser-Plug-Ins oder die manuelle Einrichtung eines Proxyservers

In diesem Fall reisen Sie praktisch unter einem falschen Namen im Internet. Statt der eigenen IP-Adresse nutzen Sie die IP-Adresse eines Proxyservers. Sie stellen die Anfrage an einen Proxy. Dieser leitet Ihre Anfrage weiter und erscheint nach außen hin als der eigentlich Absender. Dadurch bleiben Ihr Standort und Ihr Internetprovider anonym.

Sie können dafür entweder ein Browser-Plug-In wie zum Beispiel one-click-proxy für Firefox nutzen oder aber, Sie richten über die Verbindungseinstellungen Ihres Browsers manuell einen Proxyserver ein. Den passenden Proxyserver dafür können Sie aus öffentlichen Proxylisten auswählen, die meist kostenlos erhältlich sind. Eine Übersicht finden Sie zum Beispiel auf www.proxy-listen.de

Doch Vorsicht: Proxys von öffentlich zugänglichen Proxylisten sind oft nur sehr eingeschränkt brauchbar. Viele der gelisteten Proxyserver wurden von Websitebetreibern bereits gesperrt und die entsprechenden Webseiten sind somit nicht aufrufbar. Oder aber, der Proxyserver ist down oder überlastet.

In den meisten Fällen müssen Sie bei der Verwendung eines öffentlichen Proxyservers mit deutlich längeren Seitenladezeiten rechnen. Auch kostenlose Versionen von Browser-Plug-Ins greifen häufig gleichfalls auf öffentliche Proxylisten zurück, was zu ähnlichen Problem führt.
Deutlich zuverlässiger sind private Proxylisten, die in der Regel allerdings kostenpflichtig sind. Angebote finden Sie im Internet zum Beispiel unter den Stichwörtern „private proxy list“ oder „private proxy server list“ o.ä. Allerdings sollten Sie auch diese Proxys vor Gebrauch eingehend checken, was unter Umständen ein wenig Ausdauer erfordern kann.

Mit Hilfe eines Proxy-Checkers lässt sich beispielsweise die Funktionsfähigkeit und Geschwindigkeit der Server überprüfen.

Habe Sie einen oder mehrere geeignete Proxyserver gefunden und möchten Sie diese zum Beispiel unter Firefox einrichten, gehen Sie bitte wie folgt vor:

  • Wählen Sie zunächst die „Einstellungen“ Ihres Browsers.
    Abbildung: Mozilla-Einstellungen
  • Gehen Sie dann unter „Erweitert“ zum Menüpunkt „Netzwerk“.
    Abbildung: Mozilla-Erweiterte Einstellungen
  • Klicken Sie auf „Einstellungen“.
  • Wählen Sie „Manuelle Proxy Konfiguration“ und geben Sie unter HTTP-Proxy die IP-Adresse des von Ihnen ausgewählten Proxy-Servers sowie den entsprechenden Port an. Sie können auch für weitere Protokolle individuell Proxy-Server definieren.
    Abbildung: Mozilla_Verbindungseinstellungen
  • Bestätigen Sie die Eingaben mit „OK“.

Tunneling mit VPN

Für die Anonymisierung Ihres Internet-Datenverkehrs können Sie aber auch auf professionelle VPN-Dienste zurückgreifen. Auch hier haben Sie die Auswahl zwischen einer ganzen Reihe von VPN- Providern, die Ihnen ihre Dienstleistungen sowohl kostenpflichtig als auch kostenlos (meist als abgespeckte Einstiegsversion bzw. als zeitlich befristete Testversion) zur Verfügung stellen.

Für das Tunneling stellt Ihnen der jeweilige VPN-Provider eine eigene VPN-Client-Software zur Verfügung, die Sie auf dem jeweiligen Endgerät (Desktop-PC, Notebook, Tablet oder Smartphone) installieren müssen. Die Verbindungsdaten sind in der Regel voreingestellt. Sie brauchen lediglich Ihre Zugangsdaten eingeben. Über die Software können Sie z.B. die VPN-Verbindung aktivieren bzw. deaktivieren sowie individuell konfigurieren. So haben Sie zum Beispiel die Möglichkeit, das Land zu bestimmen, über das Sie sich einwählen möchten. Sie können das Übertragungsprotokoll bestimmen uvm.

Die gesamte Datenübertragung erfolgt anonymisiert und verschlüsselt. Selbst der eigene Hoster sieht in der Regel nur, dass eine Verbindung zum VPN-Anbieter hergestellt wird. Sie können anonym surfen oder Zensur-Maßnahmen umgehen (z.B. wenn Webseiten für IP-Adressen aus einem bestimmte Land gesperrt sind). Über die VPN-Verbindung lassen sich auch Daten up- und downloaden (FTP-Account, Cloud Storage) oder über eine Direktverbindung direkt austauschen uvm.

Einen kostenlosen anonymen Web-Proxy sowie umfangreichere und kostenpflichtige VPN-Pakete bietet Ihnen zum Beispiel der VPN-Provider Hide.me

Abbildung: Hide.me

Zum Produktangebot von Hide.me

Ein nicht ganz günstiges, dafür aber sehr gutes VPN-Programm ist Perfect Privacy, das Ihnen gleichfalls eine eigene VPN-Client-Software bereitstellt, die Sie auf unterschiedlichsten Geräten installieren können. Es gibt kein Traffic Limit und auch die Möglichkeit, eine VPN-Kaskade einzurichten.

Abbildung: Perfect Privacy

Mehr Informationen zu Perfect Privacy unter www.perfect-privacy.com

Eine gute Alternative zu Hide.me ist auch NordVPN:

Abbildung: NordVPN

Mehr Informationen zu NordVPN unter nordvpn.com/de/

Leider bieten Ihnen nicht alle VPN-Provider den Komfort eines eigenen VPN-Client-Programms. Um diese VPN-Dienste dennoch nutzten zu können, gibt es zum Beispiel OpenVPN.

Abbildung: OpenVPN

Zum kostenlosen Download von OpenVPN

OpenVPN ist eine freie Software, mit der Sie über eine verschlüsselte Verbindung ein Virtual Private Network (VPN) aufbauen können. Allerdings ist sowohl die Installation von OpenVPN als auch die Konfiguration der Verbindungseinstellungen nicht ganz einfach. Einsteiger sollten sich daher besser für einen VPN-Provider mit einem komfortablen und vorkonfigurierten Einwahlprogramm entscheiden.

Proxy-Server in Reihe

Proxifier ist ein Shareware-Programm, das es Ihnen ermöglicht, Ihre Netzwerk-Anwendungen auch über eine Reihe von Proxy-Servern in einer MixKaskade laufen zu lassen. Stören Sie sich nicht an dem etwas verstaubten Design der Website. Hier steht die Funktionalität im Vordergrund. So können Sie mit Proxifier beispielsweise verschiedene Arten von Proxy-Servern nutzen und diese in unterschiedlicher Reihenfolge kombinieren. Jeder Schritt lässt sich testen, um zum Beispiel die Geschwindigkeit oder Datenübertragungsrate Ihrer Verbindung weiter zu optimieren.

Abbildung: Proxifier
Weitere Informationen zu Proxyfier.

Achtung: Sicherheitslücken bei VPN-Diensten

Leider gibt es auch bei professionellen VPN-Anbietern Sicherheitslücken. Heise.de hat daher kürzlich einige der wichtigsten Anbieter genauer unter die Lupe genommen. Zum Artikel.

Weitere Informationen zum Thema

Viele nützlich Tipps und Analysen zum Schutz Ihrer Privatsphäre im Internet finden Sie auch auf prism-break.org

Sie möchten wissen, unter welcher IP-Adresse Sie surfen?

Testen Sie es! Schnell, einfach, kostenlos. Zum Beispiel unter:
www.wieistmeineip.de
www.meine-aktuelle-ip.de
meineipadresse.de
www.ip-secrets.info

Sie haben Anregungen oder Fragen zum Thema? Wir freuen uns über Ihr Feedback. Schicken Sie uns einfach einen Kommentar.

Übersicht der Serie:
Schützen Sie Ihre Privatsphäre im Internet mit VPN und Proxy
Sicher & privat surfen – VPN-Tunnel mit Windows 10 einrichten
VPN ohne Drittanbieter – wie Sie eine sichere Verbindung vom Smartphone zum Intranet einrichten
VPN-Tunnel unter Linux (Debian & Ubuntu) installieren

Bildnachweis: Fotolia, Lizenz: Host Europe

Wolf-Dieter Fiege

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