Früher haben Sie eine gedruckte Zeitung, Zeitschrift oder ein Magazin gekauft und bekamen für Ihr Geld den Inhalt plus Werbeanzeigen. Heute lesen viele Nachrichten und Berichte nur noch online, die Leser zahlen für die Inhalte nichts. Den Unternehmen bleibt so nur Werbung in Form von Werbebannern und Sponsored Content etc. als Einnahmequelle. Durch den weitverbreiteten Einsatz sogenannter AdBlocker, die die Anzeige der Werbung unterbinden, ist das Geschäftsmodell ruiniert. Mitarbeiter können nicht mehr bezahlt werden, Medienunternehmen brauchen für hochwertigen Journalismus ein geeignetes Finanzierungsmodell. Paywalls stellen einen Ausweg aus dem Dilemma dar und sind den allermeisten bereits beim Surfen im Internet begegnet. Zahlreiche große Nachrichten-Portale wie Spiegel.de und Zeit.de nutzen Paywalls, der Zugriff auf Premium-Inhalte ist dadurch zahlenden Lesern vorbehalten.
Welche Formen der Paywalls gibt es?
Paywalls werden unterschieden in:
- Hard Paywall: Sämtliche Inhalte sind hinter der Bezahlschranke verborgen, Leser müssen für den Zugriff bezahlen.
- Soft Paywall (auch „Freemium“ genannt): Der Großteil der angebotenen Inhalte ist kostenlos, Leser müssen nur für einzelne „Premium-Inhalte“ zahlen.
- Metered Paywall: Bei dieser Spezialform einer Soft Paywall kann der Leser meist pro Monat eine festgelegte Menge von eigentlich kostenpflichtigen Artikeln kostenfrei lesen und muss erst bei Erreichen des Kontingents zahlen.
- Freiwillige Zahlung per Spende: Leser zahlen freiwillig und entscheiden selbst über die Höhe der Vergütung.
Wie sind Paywalls in Deutschland umgesetzt?
Laut dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger setzen aktuell 205 Zeitungen eine Paywall ein (Stand Juli 2018).
Hard Paywall
Die Form einer Hard Paywall nutzen deutsche Betreiber von News-Seiten eher selten, nur 19 der 205 Zeitungen verwenden die harte Bezahlschranke. Sie fürchten meist, dass potenzielle Leser sich andernfalls auf den Webseiten der Konkurrenz mit kostenlosen News über das Tagesgeschehen informieren. Besser eignet sich die Hard Paywall für Webseiten zu Nischenthemen, deren Inhalte sonst kaum im Netz zu finden sind.
Soft Paywall (Freemium)
Die Soft Paywall (Freemium) ist derzeit das bevorzugte Modell deutscher Verleger, 137 der 205 Zeitungen arbeiten mit dieser Form von Bezahlschranke. Allgemeine Nachrichten bleiben kostenfrei und ohne Abo lesbar, so werden Leser auf die Seite gelockt. Ausgewählte Inhalte, häufig Premium-Inhalte genannt, befinden sich hinter der Bezahlschranke. Zum Lesen wird der einzelne Artikel gekauft oder ein Abo abgeschlossen. Premium-Texte beginnen meist mit einer frei zugänglichen Einleitung, zum Weiterlesen müssen die Leser zahlen. Beispiele hierfür sind die Produkt- und Preismodelle Bildplus bei Bild sowie Welt+ bei Welt.
Metered Paywalls
Metered Paywalls setzen 46 der 205 Zeitungen ein und lassen ihre Leser meist monatlich ein bestimmtes Kontingent kostenlos lesen. Wer wie viele Artikel bereits gelesen hat, wird mithilfe von Cookies und/oder JavaScript erfasst. Da sich diese Form der Kontrolle umgehen lässt, müssen sich Leser teilweise bereits für das Lesen kostenloser Artikel registrieren und anmelden. Ein Beispiel hierfür ist die Süddeutsche Zeitung.
Das Modell der freiwilligen Zahlung per Spende ist in Deutschland wenig verbreitet, beispielsweise setzen die taz und die Zeitung Neues Deutschland das Spenden-Modell ein.
Paywall-Anbieter
In Deutschland nutzen die meisten Verlage die Angebote etablierter Paywall-Anbieter oder entwickeln selbst eine Bezahlfunktion. In Europa ist das New Yorker Unternehmen Panio der größte Anbieter, inzwischen bestehen allerdings weitere interessante Angebote.
Hier finden Sie weitere Informationen zu Panio
Für die Integration von Paywalls in die Webseite stehen zum Beispiel folgende Plugins bereit.
LaterPay
Mithilfe von LaterPay können Leser digitale Inhalte und Services kaufen oder auch Beträge spenden. Die Idee: Jetzt lesen und später bezahlen – ein Klick genügt. Der Anbieter hat bereits mit dem Spiegel zusammengearbeitet. Nutzer zahlen erst, nachdem sie Artikel im Wert von fünf Euro gesammelt haben. Die flexiblen Möglichkeiten zum Bezahlen machen den Dienst interessant.
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Blendle
Das Unternehmen Blendle aus den Niederlanden bündelt Zeitungsangebote in einem digitalen Kiosk und versucht diese einzeln zu verkaufen. Besonders die Einfachheit der Bezahlung überzeugt. In deutschen Verlagen hat sich der Dienst bisher nicht durchgesetzt, einige nennen zu niedrige Erlöse als Grund.
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Steady
Das Start-up Steady verkauft Crowdfunding-Abos für kleine Publisher. Mit dem Programm kann jeder für seine selbst produzierten Artikel Abos im Netz verkaufen, auch für eigene Musik oder Software. Verkäufer der Abos zahlen an den Betreiber eine Provision in Höhe von zehn Prozent. Das Unternehmen stellt die Technik und erledigt die Abrechnungen und Versteuerung.
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Plenigo.io
Das Unternehmen plenigo wurde 2013 gegründet und preist seinen Dienst als Bezahlsystem für kleinere und mittlere Anbieter hochwertiger Inhalte an. Wenn Sie Ihre Website mit WordPress betreiben, können Sie das WordPress-Plugin installieren und den Service so nutzen.
Weitere Informationen zu plenigo
Fazit:
Für die Finanzierung ihrer digitalen Inhalte setzen die großen Verlagshäuser sogenannte Paywalls ein, in Deutschland ist die Soft Paywall am weitesten verbreitet. Neben etablierten Unternehmen wie Panio sind interessante Paywall-Anbieter wie LaterPay, Blendle, Steady und plenigo am Markt.