Für den Handel gilt: Wer nicht online verkauft, verkauft bald gar nicht mehr. Die Kundschaft erwartet den Einkauf von der Couch aus. Der durch die Pandemie gewachsene E-Commerce wird auch nach Covid bleiben. Weil aber immer mehr Onlineshops auf den Markt drängen, müssen Entwickler und Betreiber die Nase in den Wind halten.
Was geht – und was geht gar nicht mehr? Die E-Commerce-Trends für 2022. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie sich mit Ihrem Onlineshop am besten für das Jahr 2022 aufstellen!
Was geht: Das WordPress-Theme Twenty Twenty-Two
Sie betreiben Ihren Shop mit WordPress und WooCommerce? Dann haben Sie beim Einsatz Ihres Themes die Qual der Wahl, und zwar aus diesen drei Kategorien:
- Kategorie 1: Pagebuilder-Themes. Ja, mit Pagebuilder-Themes lassen sich im Handumdrehen attraktive Websites zaubern. Allerdings bekommen Sie Pagebuilder-Themes nicht ohne Blessuren wieder weg. Eine Bindung an einen Pagebuilder will gut überlegt sein, insbesondere wenn Sie eine Website oder einen Onlineshop planen, der Jahre und Jahrzehnte überstehen soll. Der Wechsel eines solchen Themes ist nämlich nicht vorgesehen. Im Klartext: Sollte eines Tages der Hersteller Ihres Pagebuilders seine Tätigkeit einstellen, dann naht auch das Ende Ihrer WordPress-Installation. Ihre Website lässt sich dann nämlich nicht mehr updaten.
- Kategorie 2: Themes, die sich an den Coding-Standard von WordPress halten. Diese Themes enthalten ausschließlich den offiziellen Pagebuilder von WordPress, den sogenannten Gutenberg-Editor. Sie lassen sich relativ problemlos auswechseln. Zu den kostenlosen Themes zählt Storefront, das eigens für den Einsatz mit WooCommerce entwickelt wurde. Bezugsquelle für kostenpflichtige Themes innerhalb dieser Kategorie ist beispielsweise Elmastudio.
- Kategorie 3: WordPress-Standardthemes. Diese Standardthemes erscheinen jedes Jahr neu und sind leicht an den Namen erkennbar. Sie heißen beispielsweise Twenty Twenty oder Twenty Twenty-One. Nach der Installation von WordPress ist das jeweils neueste Standardtheme auch schon aktiv, die beiden Vorgänger sind installiert, aber nicht aktiviert. Der Wechsel eines Standardthemes ist relativ problemlos möglich.
Das folgende Bild zeigt eine WordPress-Installation mit dem neuen Standardtheme Twenty Twenty-Two:
Ein Standardtheme verwenden? Manch erfahrener WordPress-User wird jetzt mit der Stirn runzeln, denn in der Vergangenheit war die Qualität der Standardthemes eher durchwachsen. Die meisten waren entweder langweilig oder irgendwie zu speziell. Aber keine Sorge, das ändert sich mit der Version WordPress 5.9, denn diese bringt das neue Theme Twenty Twenty-Two mit. Wer jetzt neugierig auf das Look and Feel ist, findet eine Vorschau auf dieser Website: https://2022.wordpress.net/.
Das neue Theme sieht nicht nur gut aus, es ist auch mit zahlreichen Extras garniert, die das Leben für alle Anwenderinnen und Anwender erleichtern. Twenty Twenty-Two ist beispielsweise mit diversen Seitenvorlagen und verschiedene Optionen für Header und Footer ausgestattet. Die Anpassungsmöglichkeiten sind so zahlreich, dass das Theme auch wirklich für jeden Zweck eingesetzt werden kann – von der Portfoliosite über den Blog bis zum Shop.
Gleich ins Auge fällt die edle Schriftart für die Überschriften. Die nennt sich Sans Serif Pro Light und ist direkt im Theme hinterlegt. Website-Betreiber kommen also nicht mit dem Datenschutz in Konflikt – wie das bei Schriften der Fall ist, die erst von Google-Servern auf eine Website geladen werden müssen.
Geeignet ist Twenty Twenty-Two auch für einen WordPress-Shop mit WooCommerce. Wer bisher das Storefront-Theme verwendet, sollte beide Themes einfach mal ausprobieren und sich dann für das Bessere entscheiden.
Fazit: Gratulation an das Theme-Team von WordPress. Mit Twenty Twenty-Two ist wirklich der ganz große Wurf gelungen. Optisch und technisch.
Was geht: Selbstbewusstsein zeigen
Sie betreiben einen Onlineshop? Dann verstecken Sie sich nicht, sondern zeigen Sie sich Ihren Besuchern und damit Ihrer potenziellen Kundschaft. Sehr geht funktioniert das in Ihrem WordPress-Blog oder auf Ihren Social-Media-Präsenzen, zum Beispiel auf Twitter oder Instagram. Achten Sie dabei auf eine klare Bildsprache. Präsentieren Sie sich mit Ihren Produkten oder mit einer Sendung in der Hand, die Sie gleich auf die Reise zu einem Besteller schicken. Der Lohn:
- Ihre Kundschaft weiß es zu schätzen, wenn Sie Ihre menschliche Seite präsentieren.
- Sie gewinnen an Selbstbewusstsein.
Schauen Sie in den Spiegel und würdigen Sie, was Sie mit Ihrem Onlineshop auf die Beine gestellt haben:
- Sie verkaufen Produkte, die Sie lieben.
- Sie verkaufen an Menschen aus verschiedenen Regionen.
- Sie ersparen sich teure Ladenmieten.
- Sie können während Ihrer Arbeitszeit Pizza essen.
Das alles klingt so banal, so selbstverständlich… das ist es aber nicht. Feiern Sie Ihre Leistung. Sie haben es sich verdient.
Was nicht mehr geht: Auf das Tracking verlassen
Was der obige Screenshot zeigt: Der Safari-Browser blockiert das Tracking von Google. Und nicht nur er. Immer mehr Browser blockieren schon in der Standardeinstellung die Aufzeichnung des Userverhaltens. Zu spüren bekommen haben das bisher vor allem die Nutzer des Anzeigenprogramms Google AdSense. Deren Einnahmen sind trotz gleichbleibender oder sogar steigender Besucherzahl kontinuierlich gesunken. Warum das so ist:
- Die Datenbasis von Google, Facebook und anderen Diensten schwindet. Anzeigen werden daher nicht mehr zielgruppengerecht ausgespielt.
- Anzeigen, die von einem Google-Server auf eine Website geladen werden, werden sofort als „belastet“ identifiziert und sind mit bestimmten Browsern gar nicht mehr sichtbar.
Verlassen Sie sich zukünftig nicht allein auf das Tracking, um Ihre Website zu monetarisieren oder Traffic zu erhalten. Handeln Sie rechtzeitig und greifen Sie zu folgenden Strategien:
- Content ist King. Bieten Sie hochwertige Inhalte auf Ihrer Website.
- Do it Yourself. Verabschieden Sie sich von Banner-Netzwerken und schließen Sie Werbe-Kooperationen mit geeigneten Partnern auf direktem Weg. Verlinken Sie sich von Website zu Website.
- Social Media rockt. Mit einer starken Social-Media-Präsenz auf dem Netzwerk Ihrer Wahl haben Sie auch die Möglichkeit, Traffic für Ihre Website oder Ihren Webshop zu generieren.
Was geht: Der Fünf-Artikel-Nischenshop
Sie planen einen Onlineshop mit einem sehr überschaubaren Sortiment: Mehr als fünf Artikel wird es bei Ihnen nicht zu kaufen geben. Kann dieser Minimalismus aufgehen? Ja, und zwar sehr gut, wenn Sie sich in einer Nische platziert haben und folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Ihr Nischenshop ist in der Szene gut bekannt und beliebt. Sie verfügen über eine starke Fanbase, die Ihr Engagement zu schätzen weiß. In Social-Media-Zahlen ausgedrückt: Für Ihre mindestens 5.000 Follower auf Twitter oder mindestens 10.000 Follower auf Instagram gehören Ihre Tweets bzw. Postings zur Grundversorgung wie das tägliche Brot.
- Sie verkaufen Produkte, die es nicht überall zu kaufen gibt. Weil Sie sie selbst produzieren oder Ihre Konkurrenz überschaubar ist.
- Dumpingpreise sind nicht Ihr Ding. Dafür begeistern Sie Ihre Kundinnen und Kunden mit kleinen Überraschungen im sorgsam geschnürten Versandpaket: zum Beispiel Postkarten und Aufklebern. Oder Visitenkarten mit kleinen handschriftlichen Botschaften. Zum Beispiel: „Vielen Dank für Ihren Einkauf und viel Spaß mit unserem (Name des Produkts). Bleiben Sie gesund und empfehlen Sie uns weiter, wenn Sie zufrieden sind.“
- Sie verfügen über Produkte, die bei Ihnen über einen sehr langen Zeitraum im Sortiment bleiben. Sie achten beim Einkauf auf Signale Ihrer Zulieferer und bevorraten sich. Ihre Kundschaft kann sich darauf verlassen, dass Sie noch liefern, während die Konkurrenz schon blank ist. Sammlerstücke gibt es nicht bei eBay, sondern bei Ihnen.
- Sie sind selbst von diesen fünf Produkten überzeugt. Das merkt man Ihnen an. Sie haben sie ausführlich getestet und zeigen die Ergebnisse in selbst produzierten Videos.
Was nicht mehr geht: Handarbeit im Bestellablauf
Sie müssen nach jeder Bestellung noch irgendwelche Kundendaten per Copy & Paste übertragen? Das ist auf die Dauer ziemlich nervig und heutzutage überflüssig. Überprüfen Sie, ob Sie folgende Schnittstellen nutzen können:
- Schnittstelle zwischen Shop und Versanddienstleister.
- Schnittstelle zwischen Shop und Warenwirtschaft.
- Schnittstelle zwischen Shop und Buchhaltung.
Im Idealfall haben Sie alle drei Schnittstellen eingerichtet und damit Ihren Shop so weit wie möglich automatisiert. Damit steht Ihnen mehr Zeit für andere Dinge zur Verfügung. Zum Beispiel zum Erstellen von Blogbeiträgen und der Pflege Ihrer Social-Media-Präsenzen.
Was geht: Den Shop auf der Basis von Statistiken optimieren
Wer schon länger mit WooCommerce arbeitet, stellt freudig fest: Die Statistik-Funktionen sind in den letzten Jahren immer besser geworden. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, um Ihren Shop immer wieder zu optimieren. Ein Beispiel: Wenn Sie auf Statistiken / Übersicht klicken, erhalten Sie Informationen zum durchschnittlichen Bestellwert. Der obige Screenshot zeigt, welches Potenzial hier schlummerte. Der Wert des Warenkorbs konnte von durchschnittlichen 9,90 Euro im Monat Mai auf 16,86 Euro im Monat November erhöht werden, und zwar mit einer Kombination aus diesen Maßnahmen:
- Leichte Preiserhöhungen
- Versandfreie Lieferung ab 12,00 Euro Bestellwert
- Steigerung durch Querverkäufe, also passenden Zusatzprodukten
Aufschlussreich ist auch die Anzahl der durchschnittlichen Artikel pro Bestellung. Die entsprechende Statistik öffnen Sie über Statistiken / Bestellungen. Liegt die Anzahl bei nur einem Artikel? Dann probieren Sie folgende Strategien:
- Mengenrabatte gewähren
- Steigerung durch Querverkäufe
Was geht: Eigenproduktion
Ob im stationären Handel oder im E-Commerce, früher oder später wird jeder Betreiber eines Shops mit dieser etwas unangenehmen Erfahrung konfrontiert: Der eigene Zulieferer tritt in Konkurrenz.
Die Trennlinie zwischen Herstellern, Groß- und Einzelhandel wird nämlich immer durchlässiger. Für einen Hersteller oder Großhändler ist es heute überhaupt kein Problem, auch gleichzeitig an Endkunden zu verkaufen. Zwar zu anderen Konditionen, denn die rechtlichen Regelungen für das B2B-Geschäft müssen ja eingehalten werden, aber technisch ist der Parallelbetrieb sehr einfach einzurichten. Dazu sind nicht einmal zwei getrennte Shops notwendig – mit dem Plugin B2B-Market des Herstellers MarketPress lässt sich ein rechtssicherer WooCommerce-Shop auf die Beine stellen, der Geschäfts- und Endkunden gleichzeitig versorgt. Die Frage lautet deshalb: Wie verhindern Sie, dass Sie von Ihrem eigenen Hersteller oder Großhändler aus dem Markt gedrängt werden?
- Die Antwort A heißt: Sie steigen selbst ins B2B-Geschäft ein. Damit treten Sie allerdings in direkte Konkurrenz zu Ihrem Zulieferer. Das könnte Ärger mit langjährigen Geschäftspartnern geben und zu einem für beide Seiten ruinösen Preiskampf führen.
- Die Antwort B heißt: Sie werden selbst Produzent und definieren das Verhältnis zu Ihrem Zulieferer ganz neu. Am besten stellen Sie etwas her, was Ihr Großhändler bisher noch nicht im Sortiment hat, dieses aber gut ergänzt. Fragen Sie ihn dann zum richtigen Zeitpunkt, ob er am Verkauf Ihrer Ware interessiert ist. Werden Sie sofort mit ihm einig, so übernimmt er Ihre Produkte als Großhändler in sein Sortiment. Werden Sie nicht mit ihm einig, bleibt Ihnen immer noch der Verkauf im eigenen Onlineshop – an Ihre Endkunden.
Die E-Commerce-Trends für 2022 – Fazit
Die Umsätze im E-Commerce wachsen, die Konkurrenz unter den Shops aber auch. Wer gute Umsätze fahren will, muss sich in der Nische platzieren. Dafür ist der Onlinehandel ideal, weil das Einzugsgebiet nicht an der Stadtgrenze endet.
Auf ein gutes 2022 … und hey, das muss ich jetzt mal loswerden: E-Commerce ist demokratischer Commerce. Sie können mit 20 Euro Betriebskosten einen richtig geilen Laden aufstellen. Dieses “Dein Ding durchziehen und davon leben”, das gibt es tatsächlich!
- Zwölf Tipps für den erfolgreichen WordPress Blog - 14. November 2024
- 24 Tipps für das WordPress Standardtheme Twenty Twenty-Four - 11. September 2024
- Bitte nicht nachmachen: 14 Methoden, mit denen Sie Ihre WordPress-Seite den Hackern zum Fraß vorwerfen - 21. März 2024