Waren Sie schon einmal beim Arzt und haben sich im Vorfeld bestens vorbereitet und Ihre Symptome gegoogelt? Dann erinnern Sie sich sicherlich daran, wie der Experte auf Sie und Ihr neu erworbenes Knowhow reagiert hat. Lassen Sie mich raten: In den meisten Fällen schätzen Mediziner es nicht, wenn Ihnen plötzlich ein Patient mit gefährlichem Halbwissen gegenübersitzt.
Heute möchte ich jedoch eine Lanze für Google-Doktoren brechen: Ganz abgesehen davon, dass es noch nie geschadet hat, sich zusätzlich selbst zu informieren, anstelle nur auf Experten zu hören, sorgen Google und andere Gatekeeper immer mehr dafür, dass Informationen über Krankheiten verlässlicher werden. Sogenannte YMYL-Themen (Your Money Your Life) stehen bei Suchmaschinen ganz besonders auf dem Prüfstein.
Wenn es nach den Suchmaschinenbetreibern geht, soll sich nicht jeder zu Themen äußern können und dabei gut gerankt werden, die direkt das Leben des Lesers positiv oder negativ beeinflussen können. Google & Co möchten Expertenbeiträge ranken, wenn es um brisante Inhalte rund um Gesundheit oder finanzielle Absicherung geht.
Ein Google Core Update von 2018 erhielt gar den Namen Medic Update. Dieser Name ist allerdings etwas irreführend, da nicht nur Seiten mit Gesundheitsinformationen Rankingverschiebungen erleiden mussten oder feiern durften. Das Medic Update betraf vor allem Seiten aus den Bereichen Medizin, Finanzdienstleistungen, Wellness und Versicherungen, also die bereits erwähnten YMYL-Themen.
Was ist EEAT und was bedeutet es für Ihre SEO?
Suchmaschinen möchten ihren Nutzern möglichst relevante, genaue und vertrauenswürdige Informationen zur Verfügung stellen, und EEAT ist eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen.
EEAT steht für Experience, Expertise, Authoritativeness und Trustworthiness und hat in den letzten Jahren immer mehr an Wichtigkeit gewonnen. Insbesondere in Krisenzeiten ist EEAT ein entscheidender Faktor zur Bewertung von Online-Präsenzen geworden.
Man konnte dies sehr gut während der Covid-Pandemie beobachten. Bestimmte, vertrauenswürdige Quellen, die sich im Real Life bewährt haben, wurden von Google bedeutend besser gerankt als Inhalte, die neu oder schwer zuzuordnen sind. In den USA beispielsweise wurden und werden die Mayo Clinic oder das CDC bevorzugt hoch gerankt, wenn es um Fragen rund um das Coronavirus geht.
Gerade in dieser turbulenten und prekären Zeit standen Suchmaschinen einer größeren Flut von Fake News oder minderwertigen Inhalten gegenüber und mussten entscheiden, welchen Quellen sie Vertrauen schenken sollen. Einen Einblick in diese Herausforderung liefert das Whitepaper von Google: „How Google Fights Disinformation“.
Google sagt hier selbst: „Over the past several years, concerns that we have entered a ‘post-truth’ era have become a controversial subject of political and academic debate. These concerns directly affect Google and our mission – to organize the world’s information and make it universally accessible and useful. When our services are used to propagate deceptive or misleading information, our mission is undermined.“
Nun kann man EEAT nicht als klassischen Rankingfaktor wie PageSpeed oder die Verwendung von SSL verstehen. Es ist vielmehr ein umfassendes Konzept zur Bewertung von Websites, das immerhin 135 Mal Erwähnung in den Google Search Quality Guidelines findet.
Was Google jedoch nicht liefert: eine Formel, wie EEAT berechnet wird. Im Hinblick darauf, was EEAT ist und wofür es eingesetzt wird, ist dieses Vorgehen nur logisch: Google möchte so vertrauenswürdige Quellen wie möglich finden. Jede Form der gezielten Manipulation von EEAT widerstrebt diesem Approach, wäre aber die logische Konsequenz auf ein „How to EEAT“ von Seiten Google.
Wir alle wissen, wie die SEO Branche in Bewegung gerät, wenn Google einen offiziellen Rankingfaktor nennt. Das hektische Optimieren auf die Core Web Vitals in den letzten drei Jahren ist ein gutes Beispiel hierfür. Stellen wir uns also vor, Google würde eine detaillierte Liste von Faktoren veröffentlichen, die die EEAT einer Webpräsenz steigern. Die realistische Einschätzung von Expertise und Autorität durch Google würde durch die gezielte Manipulation einzelner Aspekte durch uns SEOs deutlicher erschwert werden.
Nichts desto trotz werden wir versuchen, uns in diesem Artikel dem Konzept EEAT bestmöglich anzunähern und aufzuzeigen, was Sie tun können, um bei einer Qualitätsanalyse durch Suchmaschinen besser abzuschneiden. Seien Sie im Vorfeld gewarnt: Es gibt keine Abkürzung! Quick and Dirty wird im Bereich EEAT nicht funktionieren. Doch fangen wir vorne an:
Wofür genau steht EEAT?
Wie eingangs erwähnt, setzt sich EEAT aus den Begriffen Experience, Expertise, Authoritativeness und Trustworthiness zusammen. Was genau bedeuten diese Begriffe jedoch im Hinblick auf Online-Präsenzen? Schauen wir einmal genauer hin:
- Experience: Experience steht dafür, wie weit der Autor selbst Erfahrungen mit dem Produkt, der Dienstleistung oder der medizinischen oder psychologischen Kondition hat. Diese Ebene wurde erst vor Kurzem von Google hinzugefügt und zeigte seinen Einfluss beim letzten Core Update.
- Expertise: Expertise hinterfragt, ob der Autor/ die Autorin ein Experte für das entsprechende Thema ist. Für Autoren, die über ständig wechselnde Themen schreiben, ist es schlussendlich bedeutend schwieriger, online eine Reputation aufzubauen. Je spezifischer das eigene Themengebiet ist, desto leichter ist es, eine klar umrissene Expertise aufzubauen.
- Authoritativeness: Eine Autorität ist ein/e in einem bestimmten Fachgebiet anerkannter Experte/Expertin. Online zu erkennen und zu bewerten ist diese Form der Autorität unter anderem anhand der Backlinks und Mentions, die diese Person erhält.
- Trustworthiness: Hier wird hinterfragt, wie vertrauenswürdig der Autor/ die Autorin und die Website selbst ist. Ein Indikator hierfür ist zum Beispiel, ob der Verfasser sein Gesicht zeigt, seinen vollen Namen nennt und Referenzen zu LinkedIn oder anderen Plattformen anbietet, kurz: transparent im Hinblick auf die eigene Identität ist.
Wie bewertet Google EEAT?
Google bewertet EEAT anhand einer Vielzahl von Signalen, einschließlich der Qualität der Inhalte, der Reputation der Website und ihrer Autoren, der Backlinks und der Nutzung strukturierter Daten.
Einige der wichtigsten Faktoren, die Google bei der Überprüfung der EEAT berücksichtigt, sind:
- Autorenbiografien: Google bevorzugt Websites, die klare Informationen darüber bereitstellen, wer die Autoren des Inhalts sind. Idealerweise sollten Autorenbiografien Informationen über die Ausbildung, die beruflichen Erfahrungen und die Zertifizierungen der Autoren enthalten. Machen Sie einen Schnelltest: Ist Ihr Autorenprofil eine Seite, die Sie mit Stolz Ihrer Familie zeigen würden? Stehen Sie hinter den Inhalten, die Sie veröffentlichen? Möchten Sie Ihre Artikel dort aufgelistet sehen? Wenn Sie all das mit „Ja“ beantworten können, sind Sie auf dem richtigen Weg.
- Expertenbewertungen: Google bevorzugt Websites, die von Experten bewertet werden. Diese Bewertungen können beispielsweise von medizinischen Fachleuten, Finanzberatern oder anderen Experten stammen, die in Bezug auf das Thema der Website qualifiziert sind. Dieser Punkt ist eigentlich ein Klassiker im SEO: Die Qualität Ihrer Backlinks entscheidet darüber, ob Sie positiv wahrgenommen werden oder sich in „Bad Neighbourhood“ befinden.
- Strukturierte Daten: Wenn Sie die zuvor erwähnten, wichtigen Informationen wie Autorenbiografien und Bewertungen klar kennzeichnen, machen Sie es für Suchmaschinen leichter, diese Informationen zu erfassen und zu verarbeiten.
Wie können Sie EEAT gezielt aufbauen?
Konzentrieren Sie sich auf hochwertige Inhalte. Stellen Sie sicher, dass Ihre Website hochwertige, informative und wertvolle Inhalte enthält, die von Experten auf Ihrem Gebiet verfasst wurden. Die Informationen sollten gut recherchiert und mit Quellen belegt sein und auf Fachwissen basieren. Die verwendete Sprache sollte verständlich und auf die Zielgruppe passend sein. Grammatik und Rechtschreibung sollten selbstverständlich ebenfalls berücksichtigt werden. Beachten Sie, dass Google mittlerweile eine Webpräsenz als Ganzes betrachtet. Minderwertige Inhalte können sich negativ auf die gesamte Präsenz auswirken, von daher: Sieben Sie aus! Trennen Sie sich von Inhalten, die nicht mehr Ihrem Qualitätsanspruch genügen. „Viel hilft viel“ funktioniert schon lange nicht mehr im SEO.
Bauen Sie Ihre Autorität auf. Etablieren Sie sich und Ihre Marke als Autorität in Ihrer Branche, indem Sie Inhalte auf seriösen Websites veröffentlichen und Backlinks von maßgeblichen Quellen erhalten. Auch hier bewegen wir uns nahe am „klassischen SEO“: Ohne ein funktionierendes Netzwerk innerhalb einer Branche ist es bedeutend schwieriger, hochwertige Backlinks oder Erwähnungen zu erhalten. Vernetzen Sie sich! Aber achten Sie auf die Qualität und Relevanz Ihres Netzwerkes.
Fördern Sie das Vertrauen. Schaffen Sie Vertrauen bei Ihrem Publikum, indem Sie Ihre Geschäftspraktiken transparent darstellen, Kontaktinformationen bereitstellen und Kundenstimmen und -bewertungen verwenden. Niemand mag Blackboxes. Je transparenter Sie für Ihre Kunden agieren, desto leichter ist es auch für Suchmaschinen, die Vertrauenswürdigkeit Ihrer Seite einzuschätzen.
Optimieren Sie Ihre Website. Stellen Sie sicher, dass Ihre Website benutzerfreundlich und einfach zu navigieren ist und schnell lädt. Verwenden Sie HTTPS, setzen Sie strukturierte Daten ein und stellen Sie sicher, dass Ihre Website mobilfreundlich ist. Websites wirken alles andere als vertrauenswürdig, wenn sie beim Öffnen eine Warnung im Browser aufgrund einer unsicheren Verbindung provozieren oder eine gefühlte Ewigkeit brauchen, bis sie überhaupt eine Rückmeldung geben.
Bleiben Sie dran! EEAT ist kein One-Hit-Wonder. Die Verbesserung der Qualität Ihrer Website erfordert Zeit und Mühe, aber auf lange Sicht lohnt es sich. Indem Sie sich darauf konzentrieren, qualitativ hochwertige Inhalte zu produzieren, Ihre Autorität und Ihren Ruf aufzubauen und das Vertrauen Ihres Publikums zu fördern, können Sie die Glaubwürdigkeit und den Ruf Ihrer Website insgesamt verbessern. Dies wiederum kann zu höheren Rankings, mehr Traffic und einer besseren Nutzeraktivität auf Ihrer Website führen.
Und bedenken Sie: Das Internet vergisst nicht! Zu oft verlieren wir unsere älteren Inhalte aus den Augen. Stellen Sie sicher, dass Ihre Inhalte auch nach Monaten oder Jahren noch den geltenden Standards für Fachwissen, Autorität und Vertrauenswürdigkeit erfüllen.
Zu schwammig? Dann werfen Sie einen Blick ins Patent!
Ein effektiver, wenn auch oft mühseliger Ansatz, Googles Innovationen besser zu verstehen, ist ein Blick in die öffentlichen Google Patente. Wer sich einmal durch ein solches Patent gewühlt hat weiß, dass die Lektüre meist nicht sehr unterhaltsam und eher schwere als leichte Kost ist. Gut, dass es Experten gibt, die sich intensiv mit Patenten auseinandersetzen. Einer von ihnen ist Bill Slawski. In einem Artikel von 2020 stellt er ein Google Patent vor, das beschreibt, wie Google Vektorraumanalysen verwendet, um Expertise und Autorität einer Quelle festzulegen.
Laut diesem Patent zieht Google Muster und Merkmale heran, um Websites zu klassifizieren. Dabei werden Websites und Website-Inhalte als Experten, Lehrlinge oder Laien für bestimmte Themen klassifiziert. Je nach gelieferter Information ist dieser Status entweder passend oder unpassend.
Ein Beispiel: Wenn sich in einem Forum Angehörige darüber austauschen, wie Familienmitglieder mit einer Sucht umgehen, dann sind diese Personen für exakt diese Information aufgrund eigener Expertise Experten. Sie stellen aber keine medizinischen Experten dar. Die Bewertung ihrer Aussagen und damit dieses Forums durch Google wäre eine andere, wenn sich diese Laien über die neurophysiologischen und biochemischen Vorgänge bei Suchtkranken austauschen würden.
Die Vektorraumanalyse ermöglicht es Google, nur bestimmte Websites, die eine bestimmte Klassifikation erreichen, bei bestimmten Suchphrasen zu berücksichtigen. Es wird bei einer Suchanfrage also nicht der gesamte Index durchsucht, sondern nur ein Teil des Indexes, der als relevant für diese Art Suchphrase betrachtet wird. Diese Art der Reduktion stellt eine große Ressourcen-Einsparung für Google dar und macht zugleich deutlich, wie wichtig es ist, von Google im korrekten Cluster eingeordnet zu werden, um für eine Suchanfrage überhaupt in Betracht gezogen zu werden.
Fazit: EEAT ist weit mehr als nur ein Rankingfaktor
Zusammenfassend lässt sich sagen: EEAT ist für Sie umso wichtiger, je wichtiger die Information auf Ihrer Website für Ihre Leser ist. Im ersten Schritt sollten Sie sich also selbst fragen: Bin ich qualifiziert, über XY zu schreiben? Und wenn ja: Wie mache ich deutlich, dass ich die richtige Person für den Job bin?
Sie haben in diesem Artikel einige Hinweise erhalten, was Sie im Bereich Offpage und Onpage SEO machen können, um Ihre Expertise hervorzuheben. Sie haben aber auch gesehen, dass es sich bei EEAT um ein umfassendes Konzept handelt. „Fake it till you make it“ ist hier nicht der richtige Approach.
Die Gesamtqualität Ihrer Website und Ihrer Inhalte entscheidet darüber, ob Google Ihnen Vertrauen schenkt. Und last but not least: ob Ihre Leser Ihnen vertrauen. Denn im Endeffekt ist das das wirklich Wichtige.
Titelmotiv: Photo by charlesdeluvio on Unsplash
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