Für die ressourcensparende Virtualisierung stehen unterschiedliche Plattformen und Softwares zur Auswahl. Die Virtualisierungslösungen lassen sich grob in den Einsatz für den Desktop- und den Serverbereich unterscheiden. Wir klären auf, welcher Ansatz für welchen Zweck zu empfehlen ist.
Virtualisierungslösungen für Privatnutzer im Desktop-Bereich
Wenn Sie zum Beispiel schnell und einfach ein neues Betriebssystem ausprobieren möchten, ohne Ihr aktuelles System zu verändern, führen Sie die Virtualisierung beispielsweise mit VMware Workstation Player oder VirtualBox von Oracle durch. VirtualBox ist eine Open-Source-Lösung und aufgrund des Funktionsumfangs und der übersichtlichen Bedienung für Heimanwender meist die bessere Wahl. Mit VirtualBox können Sie Snapshots erstellen, den Zustand eines Systems komplett abspeichern und später fortführen oder das System mit einem Knopfdruck auf einen vorherigen Zustand zurücksetzen.
Die Hyper-V-Virtualisierung von Microsoft unterstützt die gleichen Funktionen wie zum Beispiel Oracle VirtualBox und VMware Player. Früher war die Virtualisierungssoftware nur für die Server-Betriebssysteme von Windows erhältlich, seit Windows 8 läuft sie auch auf Desktop-PCs und Notebooks.
Mithilfe der Hardwarevirtualisierung erstellen Sie virtuelle Maschinen, virtuelle Festplatten, virtuelle Switches und weitere virtuelle Geräte – und starten diese in isolierten Umgebungen. Änderungen innerhalb der VM verändern das Hauptbetriebssystem nicht. Daher eignen sich die virtuellen Maschinen besonders gut für die IT-Entwicklung. Mit Lösungen wie der Hyper-V-Virtualisierung führen Sie mehrere Betriebssysteme auf einem Desktop-PC oder Laptop aus, bei Bedarf lassen sich diese exportieren und in ein anderes Hyper-V-System importieren (inklusive Azure). Weitere empfehlenswerte Virtualisierungsplattformen für Privatnutzer sind Parallels und QEMU.
Virtualisierungslösungen für professionelle Anwender im Desktop-Bereich
Für den professionellen Anwendungsbereich gibt es kostenpflichtige Virtualisierungslösungen von VMware, VirtualBox und Parallels mit erweitertem Funktionsumfang. Der Virtualisierungsspezialist VMware bietet mit VMware vSphere Hypervisor und VMware Workstation Pro weitere Programme für spezielle Anforderungen an.
Virtualisierungsplattformen für Server
Die Verwendung virtueller Server ermöglicht die Verwendung von weniger physischen Servern. Das spart Anschaffungskosten, Energiekosten, Wartung, Service und Platz ein. Ältere physikalische Server lassen sich zum Beispiel problemlos auf die neue Hardware migrieren und funktionieren dort weiter als virtuelle Server. Tools wie VMware vCenter Converter Standalone helfen bei Anpassungen und beim Umzug. Für die Virtualisierung im Serverbereich und von Serversystemen existieren Virtualisierungsplattformen von Anbietern wie VMware, Microsoft, Citrix und Oracle.
Es gibt kostenlose und kostenpflichtige Virtualisierungsplattformen zur Server-Virtualisierung – wir stellen Ihnen eine Auswahl verbreiteter Lösungen vor. Die kostenlosen Versionen haben teilweise Einschränkungen, wie etwa eine begrenzte Anzahl von unterstützten Prozessoren oder limitierte Verwaltungsfunktionen.
1. KVM für Linux
KVM (Kernel-based Virtual Machine) ist eine Open-Source-Virtualisierungslösung für Linux und wichtiger Bestandteil der Software OpenStack, die eine Architektur für Cloud-Computing bereitstellt. Das Kernel-Modul ist bereits seit der Linux-Kernel-Version 2.6.20 enthalten und KVM die offizielle Lösung von Ubuntu seit Ubuntu 8.04. KVM läuft mit den Techniken zur Hardwarevirtualisierung der x86-Prozessoren von Intel (Intel VT) sowie AMD (AMD-V) und ist ein Hosted-Hypervisor des Typs 2. Das heißt, die Virtualisierungsschicht setzt auf ein Host-Betriebssystem auf.
Im Vergleich zu anderen Virtualisierungsplattformen ist KVM flexibel, schlank und eignet sich für hohe Enterprise-Anforderungen.
2. Xen-Virtualisierung für Server
Die Xen-Virtualisierung für Server steht zusammen mit den erforderlichen Management-Tools als kostenlose Open-Source-Software zum Download bereit. Mit Xen-Virtualisierung lassen sich auch größere Projekte zum Nulltarif umsetzen. Xen läuft als Typ-1-Hypervisor (Bare-Metal-System) direkt auf der Hardware eines Servers und damit sehr effizient. Mit der freien Software lassen sich Betriebssysteme wie Windows, Solaris und Linux auf einem Server ausführen, es ist im Enterprise-Bereich im Einsatz. Die virtuellen Maschinen werden auch als Domänen bezeichnet – so dient etwa die Domäne „Dom0“ zur Verwaltung anderer Domänen. Xen setzt einen Prozessor mit der Befehlssatzerweiterung „Secure Virtual Machine“ voraus – dazu gehören Intel VT- und AMD V-Prozessoren. Der Linux-Kernel ab Version 3.0 unterstützt Xen vollständig.
IT-Unternehmen wie Intel, AMD, Microsoft und IBM nutzen die Xen-Virtualisierung zur Server-Konsolidierung und für die flexiblere Nutzung der IT-Umgebungen.
3. Azure-Hypervisoren basieren auf Windows Hyper-V
Die in Windows 10 eingesetzte Virtualisierungslösung Hyper-V dient auch für das Hypervisoren-System von Microsoft Azure als Basis. Administratoren legen Gastpartitionen mit separaten Adressräumen an und laden dort parallel zum Host-Betriebssystem weitere Betriebssysteme und Anwendungen. Das Host-Betriebssystem stellt den Gastpartitionen virtuelle Geräte zur Verfügung.
Microsoft Hyper-V Server ist ein kostenloser Hypervisor, während die Management-Suite Microsoft System Center kostenpflichtig ist. Die Tools werden für die Verwaltung größerer Umgebungen und Ziele wie die Hochverfügbarkeits-Virtualisierung gebraucht.
4. Virtualisierung mit Proxmox
Die Virtualisierung mit Proxmox VE (PVE) für Server richten Administratoren über eine Web-Oberfläche ein und virtualisieren anspruchsvolle Linux- und Windows-Anwendungen. Mit der Virtualisierungsplattform setzen Sie klassische virtuelle Maschinen auf Basis von KVM auf und nutzen bei Bedarf Container. Für die gemeinsame Verwaltung mehrere PVE-Hostsysteme lassen sich Cluster bilden und zusammen administrieren. Optional tauschen Sie virtuelle Maschinen zwischen diesen aus und bauen so Hochverfügbarkeits-Cluster auf.
Mit Proxmox verwalten Sie VMs, Container, Storage, virtuelle Netzwerke und Hochverfügbarkeit-Cluster zentral und verwenden die vorhandenen Ressourcen optimal. Auf diese Weise reduzieren Sie die Kosten für Hardware und Administration. Die professionelle Virtualisierungsplattform für Rechenzentren kann mit den Funktionen von Hyper-V oder Xen von Citrix mithalten.
Virtualisierungssoftware oder Virtualisierungsplattformen – so entscheiden Sie richtig
Für die Virtualisierung von Desktops und Servern haben Sie die Wahl zwischen kostenlosen und kostenpflichtige Virtualisierungslösungen. Die Open-Source-Virtualisierungsplattformen eignen sich für den Einstieg und auch für den Einsatz in größeren Umgebungen. Alternativ gibt es kostenpflichtige Verwaltungsprogramme. Vor der Verwendung auf Ihrem Windows-PC müssen Sie unter Umständen erst die Virtualisierung im BIOS aktivieren.
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