Schon Anfang des Jahres erhöhte YouTube die Kriterien für die Monetarisierung von Kanälen. Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres. Welche Gründe es dafür gibt und was Sie in Zukunft beachten müssen, wenn Sie mit YouTube Geld verdienen möchten, stellen wir Ihnen in diesem Blogartikel vor.
So müssen Kanäle seit dem 20. Februar 2018 mindestens 4.000 Wiedergabestunden in den letzten zwölf Monaten sowie 1.000 Abonnenten vorweisen. Erst dann gibt es für die Clips Cash. Schon im April 2017 hatte YouTube verkündet, dass nur Kanäle mit mindestens 10.000 Views mit Werbung Geld verdienen. Wer die Kriterien nicht erfüllt, geht leer aus.
Wichtig: Sollte ein Kanal früher mit YouTube-Werbung Geld verdient haben, prüft YouTube ihn nach Erreichen der neuen Grenze von 4.000 Wiedergabestunden und 1.000 Abonnenten automatisch neu. Trotzdem müssen sich diese Kanäle nach Erreichen des Schwellenwertes aktiv für das Monetarisierungsprogramm bewerben.
Die neuen Regeln ziehen noch weitere Kreise. Denn auch Spam- und Missbrauchsmeldungen werden künftig stärker beachtet. Und das macht nicht nur den kleinen YouTubern Probleme, sondern auch den Stars, wie zum Beispiel LeFloid oder gar dem erfolgreichsten YouTuber der Welt, PewDiePie.
Monetarisierungs-Novelle: Mittel zum Zweck
Aber von Anfang an: In erster Linie führt die Google-Tochter die neuen Regeln ein, um Inhalte besser zu kontrollieren. Denn in der Vergangenheit wurde Werbung auch bei richtlinienwidrigen Inhalten geschaltet. Wann die Werbung ausgespielt wurde, darauf hatten Werbetreibende keinen Einfluss. Daraufhin setzte die Werbebranche YouTube unter Druck. YouTube musste handeln.
Durch die Verschärfung der Monetarisierungsregelungen, ist die zu kontrollierende Anzahl an Videos um einiges kleiner. Außerdem führte YouTube ein dreistufiges Kontrollsystem ein, um den Anforderungen einer geeigneten Platzierung Rechnung zu tragen und die entsprechende Reichweite mitzubestimmen. Inhalte unter „Google Preferred“, einem Premium-Werbeprodukt für besonders populäre Kanäle, prüft YouTube jetzt manuell. Das Ziel der Maßnahmen: Werbetreibende sollen wieder Vertrauen gewinnen.
Neue YouTube-Richtlinien: das müssen Kanalbetreiber jetzt wissen
YouTube selbst geht davon aus, dass die meisten Kanäle von den Änderungen betroffen sind. In den Augen des Videoportals aber kein wirklich großer Verlust: 99 Prozent der Kanäle sollen weniger als 100 US-Dollars im Jahr verdient haben.
Allerdings beinhaltet eine weitere Aktualisierung der YouTube-Richtlinien, dass Werbungen auch bei Beiträgen mit unangemessenen Inhalten nicht mehr ausgespielt wird. Was jedoch unangemessene Inhalte sind, das fasst die Google-Tochter sehr weit. Unter anderem gehört eine derbe oder vulgäre Sprache dazu. Gerade YouTube-Superstars wie PewDiePie trifft dies hart. So ging er in einer seiner Challenges zu weit, indem er zwei Inder dazu brachte, für Geld ein Schild hochzuhalten, auf dem „Tot allen Juden“ stand. Obwohl diese Aktion aus dem Zusammenhang gerissen wurde und Felix Kjellberg alias PewDiePie sicherlich nicht antisemitisch ist, hat dies das YouTube-Urgestein seine Verträge mit Disney gekostet. Auch Sex ist bei YouTube ein Tabuthema, außer die Inhalte sind pädagogisch wertvoll. Insgesamt neun Kriterien wurden in den Richtlinien definiert.
Let’s-Plays in der „Schusslinie“
Unter anderem gilt auch Gewaltdarstellung dazu. Und das wiederum trifft die große Riege der Let’sPlayer, die mit Gaming-Videos oder Tutorials zu Ego-Shootern ihr Geld verdienen. Auch wenn die „Gewalt im Rahmen von Videospielen generell gestattet“ ist, sind „grundlose Gewalt“ und Gewaltdarstellungen „ohne Kontext“ davon ausgenommen. YouTube allein entscheidet jedoch, wann Gewalt kontextlos ist. Auch wenn die Plattform in seinen neuen Bestimmungen schreibt: „Wir schreiben dir nicht vor, welche Inhalte du erstellen sollst. Jeder einzelne YouTuber ist einzigartig und trägt zur Dynamik von YouTube bei“ sorgen die Maßnahmen, Werbekunden zu beruhigen und zu halten dafür, dass insbesondere Gamer in großen Zahlen zu Twitch und Patreon abwandern.
News-Kanäle können dichtmachen
Die Richtlinie zu „umstrittenen Themen und sensiblen Ereignissen“, zu denen „Krieg, politische Konflikte, Terrorismus oder Extremismus, Tod und tragische Vorfälle sowie sexueller Missbrauch” gehören, auch wenn keine Bilder gezeigt werden, werden nicht mehr monetisiert. „YouTube killt meinen Kanal“ sagt zum Beispiel LeFloid, mit 3,1 Millionen Abonnenten einer der bekanntesten YouTuber Deutschlands, der sich in „LeNews“ unter anderem mit aktuellen politischen Ereignissen auseinandersetzt. Viele seiner Videos werden nicht mehr monetarisiert oder bei besonders brisanten Inhalten sogar gelöscht. Seine Meinung zur Monetarisierungs-Novelle von YouTube erklärt er in diesem Video.
Verrückt, wenn Spendenaufrufe als Gewalt deklariert werden
Ganz verrückt wird es zum Beispiel auch in solchen Fällen wie bei CaseyNeistat, mit 9,1 Millionen Abonnenten einer der erfolgreichsten YouTuber der Welt, der in einer Charity-Aktion Geld für die Terror-Opfer von Las Vegas sammeln wollte. Er drehte einen Video-Aufruf, Geld zu spenden, ohne dass er nur ein Bild oder ein Video der Tragödie zeigte. Trotzdem wurde sein Video von YouTube demonetarisiert. Die Ambivalenz von YouTube zeigt sich besonders darin, dass zeitgleich ein Video der bekannten „Jimmy Kimmel Show“ mit dem Titel „Mass Shooting in Las Vegas“, jedenfalls zu Beginn, nicht von der Monetarisierung ausgeschlossen wurde. Der YouTuber Philip DeFranco macht in einem Video auf diese Diskrepanz aufmerksam. Mittlerweile wird das genannte Video nicht mehr durch Werbeeinnahmen unterstützt.
Das sagt YouTube dazu
Übrigens wurde die YouTube-Werbedebatte unter anderem durch ein Video von Logan Paul ausgelöst, der in einem seiner Videos eine Suizid-Leiche zeigte. Auch in einem Video-Interview von Casey Neistat mit dem Head of Business von YouTube, verantwortlich für das Demonetarisierungsprogramm, kommt dieses Video zur Sprache. Auch wenn das Interview von vielen seiner Abonnenten in den Kommentaren als zu sanft und als zu wenig kontrovers empfunden wird, gibt es einen guten Einblick in die Abhängigkeiten zwischen YouTube, Kreativen und den Werbekunden. Hier finden Sie das Interview.
Für One-Hit-Wonder gibt’s kein Geld mehr
Letztlich wird es vor allem für Einsteiger und Nischenkanäle immer schwerer mit YouTube Geld zu verdienen. Wer bislang als Nischenkanal nur ein paar hundert Abonnenten hat, der muss sein Publikum seit Februar für lau unterhalten, obwohl die Mini-YouTuber ohnehin wenig verdient haben. Allerdings verlieren sie jetzt weitere Vorteile wie die Nutzung von Abspannen und Infokarten.
Geld verdienen mit YouTube – Die Auswirkungen in der Praxis
Keine einfache Lage, in der YouTube steckt – von der einen Seite abhängig von den Kreativen, die ihre Inhalte auf YouTube teilen, sorgen Werbetreibende dafür, dass mit YouTube überhaupt Geld verdient werden kann. Jedoch, und da bin ich mir sicher, werden die neuen Monetarisierungsbestimmungen auf jeden Fall einen Einfluss auf den YouTube-Content haben.
Mein siebzehnjähriger Sohn, der mich bei diesem Artikel beraten hat, bemerkt diese schon jetzt, nur etwa zwei Monate nach Einführung der Novelle: Schon ein flappsiger Jugendslang sorgt dafür, dass Videos nicht mehr mit Werbung ausgestattet werden, ganz gleich, ob es sich um kleine Kanäle oder YouTube-Stars wie PewDiePie handelt. Kleine Kanäle gehen schon nach kurzer Zeit wieder ein, weil die Betreiber keine Motivation haben, durchzuhalten. Von News und gutem politischem Content, der auch als meinungsbildend eingestuft werden könnte, ganz zu schweigen. Total verrückt: Streamer auf Twitch, wie zum Beispiel Gronkh (4,7 Millionen Abonnenten), müssen Rundfunklizenzen erwerben, wenn sie zu einer vorher festgelegten Zeit streamen möchten, weil sie dann sozusagen Programmunterhaltung machen und Streams in diesem Fall als Sender gelten.
Unser Tipp: Lassen Sie sich nicht entmutigen. Sie wissen jetzt, was Sie dürfen und was nicht. Die letzte Entscheidung darüber liegt allein in der Hand von YouTube. Lesen Sie sich im Vorfeld auf jeden Fall die Bestimmungen durch. Und, jetzt viel Spaß mit Ihrem YouTube-Kanal! Wir sind gespannt!
Quellen:
- t3n – Geld verdienen mit Youtube: Google-Tochter verschärft Richtlinien
- Meedia – Richtlinien-Änderung bei YouTube: Gut für Werbetreibende, schlecht für kleine Channels
Bildnachweis: Pixabay Free Pictures
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