Mobile Commerce ist – zumindest aus der Berichterstattung – nicht mehr wegzudenken. Dank Amazon, eBay und Zalando ist eine ganze Nation zu dem geworden, was sich Quelle und Neckermann schon 30 Jahre vorher erträumt haben: zu einer Nation, die zum Einkaufen nicht mehr das heimische Sofa verlässt. War der Quelle-Katalog damals mit großen, bunten Bildern und ausführlichen, zum Kauf anreizenden Bildern Standard in jedem Haushalt, werden die nötigen Informationen heute per Internet auf den Bildschirm geliefert. Ein Bestellschein, den man immer noch ausfüllen, einkuvertieren und abschicken musste, ist mit der Einführung sicherer, digitaler Warenkörbe überflüssig geworden. Das alleine könnte schon der Grund sein für den phänomenalen Siegeszug des E-Commerce gegenüber den Katalogversendern von früher.

Erfolgsgeschichte des E-Commerce

Mit dem Internet wurde dem Wunsch nach Bequemlichkeit für den Homeshopper vollständig entsprochen. Der für Kataloghändler typische Bestellschein ist das beste Beispiel hierfür: Statt eine Tabelle handschriftlich auszufüllen, werden die gewünschten Artikel einfach angeklickt. Statt tagelang zu warten, bis die Bestellung beim Versandhaus eingeht, ist der Warenkorb im selben Augenblick beim Händler, wie er am heimischen PC ausgecheckt wird. Dank moderner Zahlungsmethoden wie PayPal oder Sofortüberweisung ist die Bezahlung ebenfalls nur noch Sache von Sekunden. Mitteilungen über Verfügbarkeit oder Versandzeitpunkt werden elektronisch übermittelt, Retouren durch die digitale Abwicklung vereinfacht.

Der Übergang zum mobilen Shopping

Dank der Verbreitung von Smartphones und Tablets ist das Kaufhaus nun überall – nahezu jede Online-Shopping-Plattform hat Einkaufsmöglichkeiten geschaffen, die auch auf mobilen Geräten nutzbar sind. Es überrascht also nicht, dass die Nachrichtenmedien in den letzten Jahren voll sind von Meldungen über den Siegeszug des sogenannten Mobile Shoppings. Jedoch darf man die veröffentlichten Zahlen auch nicht überbewerten. Gerd Bovensiepen von PriceWaterhouse Cooper sagte in einem Interview im Juli 2016, dass 35% der deutschen Verbraucher einmal monatlich mobil online einkauften. Dies klingt zunächst nach viel. Jedoch hat das Handelsblatt im Juni 2017 das Ergebnis einer Untersuchung veröffentlicht, nach der im Durchschnitt pro Jahr 1280,- Euro pro Einwohner per Online-Shopping den Besitzer wechselten. Rein volumenmäßig mutet der Umsatz über mobile Geräte dabei wie eine Marginalie an.

Herausforderung für die Online-Händler

Dies hat Gründe. Die Umsetzung eines Online-Shops für mobile Geräte bietet enorme technische Herausforderungen. Die größte dieser Herausforderungen ist die Darstellung auf dem vergleichsweise kleinen Bildschirm. Durch eine sogenannte ‚responsive‘ Darstellung der Webinhalte wird erreicht, dass nebeneinander stehende Elemente automatisch übereinander angezeigt werden. Bilder werden so skaliert, dass sie so groß wie möglich angezeigt werden, und Bedienmenüs sind ein- und ausklappbar. Diese und viele andere Funktionen, die ein für mobile Geräte optimierter Online-Shop zur Verfügung stellt, müssen so entwickelt werden, dass sie auf den gängigen Modellen störungsfrei laufen und sich auf die verschiedenen Displaygrößen anpassen.

Die Einführung von 2K- und 4K-Displays, oft als ‚Retina Display‘ bezeichnet, stellt eine weitere technische Hürde in den Weg. War ein Punkt früher meist einem Pixel gleich, muss nun entschieden werden, ob ein Punkt in vier oder gar neun Pixeln dargestellt wird – eine Übertragung 1:1 eines Textes von PC- zu Retina-Auflösung wäre schlicht unlesbar klein.

Nicht vergessen darf der Betreiber des Online-Shops für mobile Geräte, dass bei all diesen Darstellungsmöglichkeiten auf kleinen Displays ein wichtiger Aspekt des Online-Shoppings nahezu vollständig unter den Tisch fällt: das Cross-Selling. Für kleine Anzeigen, die den Käufer reizen sollen, noch weiter einzukaufen, beispielsweise Verbrauchsmaterialen oder Zusatzausstattung – dafür ist auf mobilen Geräten einfach kein Platz.

Es existieren Nischenprodukte, die ideal für die mobile Bestellung geeignet sind. So ist es zum Beispiel für viele Kunden der Deutschen Bahn oder der Nahverkehrsbetriebe inzwischen Standard, Tickets mobil einzukaufen, oftmals erst auf dem Weg zum Bahnhof. Bei einem emotionsbeladenen Artikel, wie modische Accessoires, darf dieser Automatismus nicht angenommen werden. Vielmehr muss akzeptiert werden, dass ein beträchtlicher Teil der mobilen Verkäufe, welche die Statistiken befeuern, Fahrkartenverkäufe sind.

Ein weiterer Aspekt, der gegen mobiles Shopping bzw. Mobile Commerce spricht, ist der der Sicherheit. Es kommt zwar selten vor, dass der heimische PC aus dem Arbeitszimmer verschwindet, ein Smartphone allerdings ist schnell einmal im Bus oder der Straßenbahn vergessen. Mit Zugängen zu Online-Shop-Accounts und Zahlungssystemen ist dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet.

Zukunft des mobile Shopping

Die Online-Händler werden Antworten finden müssen, um dem mobilen Shopping zum Durchbruch zu verhelfen. Technologien und Möglichkeiten dazu existieren bereits. Dennoch ist ein mögliches Zukunfts-Szenario dies, dass mobiles Shopping auch in Zukunft eine Nische bleibt, die vom einen Anbieter sinnvoll besetzt werden kann, für den anderen eher ein notwendiges Übel darstellt.

Quellen:

Handelsblatt – So kauft Deutschland online ein

 

Benjamin Schmitz
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