Am 12. Oktober war es wieder soweit. Der SEO-DAY 2017 lockte mit einem Angebot von 40 Vorträgen und 45 Speakern über 800 Online-Marketing-Profis nach Köln. Jahr für Jahr trifft man hier einige der besten Köpfe der deutschen SEO-Szene. Der SEO-DAY hat sich damit als eine der größten SEO-Konferenzen im deutschsprachigen Raum etabliert. Wir haben einige der besten Vorträge des Tages für Sie zusammengefasst:

Wie stark unterscheidet sich eigentlich SEO mittlerweile auf Mobile, Desktop und anderen Geräten?

Desktop-PCs, Smartphones, Tablets und Smart Speakers, mittlerweile greifen wir mit sehr unterschiedlichen Geräten auf das Internet zu. Doch sind die Such- und Nutzerintentionen immer die gleichen oder gibt es signifikante Unterschiede? Welche Punkte müssen wir bei der Seitengestaltung, der Suchmaschinenoptimierung und Content-Erstellung beachten?

Diesen spannenden Fragen ging Marcus Tober, CTO von searchmetrics.com, in seinem Vortrag nach.

Schon jetzt ist klar erkennbar: die Unterschiede zwischen Desktop und Mobile werden immer größer, nicht nur in puncto Dateigröße, Seitenladezeit und Wortwahl. Betrachtet man die Top100-Domains, so unterscheidet sich deren Desktop- und Mobile-SEO-Visibility in Deutschland bereits um bis zu 10%. Doch es gibt große länderspezifische Unterschiede. In Belgien und Finnland beispielsweise beträgt die Differenz aktuell nur 1 – 2%. Eventuell sind diese Unterscheide auf eine langsamere Verbreitung von mobilen Webseiten oder eine aktuell anderen Bewertung durch Google zurückzuführen.

  • Über 57% des deutschen Internet-Traffics erfolgt über mobile Geräte. Doch was suchen User und wie verwenden sie welches Gerät? Eine top Sportseite wie beispielsweise Kicker.de rankt ausschließlich auf Desktop-Geräten und auf mobilen Geräten gar nicht. Liegt es daran, dass mobile Nutzer eventuell bevorzugt die Kicker App nutzen?
  • Wie relevant sind Mobile Apps wirklich, wenn 95% der Nutzungszeit gerade einmal auf 10 Apps entfällt? Braucht man überhaupt noch Mobile Apps, wenn sich diese kaum noch von mobilen Webseiten unterscheiden?
  • 77% der Suchergebnisse auf Mobile-Geräten im Bereich Publishing sind AMP-Seiten. Publishing-Webseiten ohne AMP rutschen in den SERPS auf mobilen Endgeräte ab.
  • Die Mobile-App-Integration und Video-Integration in den SERPS nimmt bei mobilen Endgeräten zu.
  • Die meisten Besucher besuchen E-Commerce-Seiten weiterhin über Desktop-PCs, lediglich 36% des Traffics erfolgt über mobile Geräte. Der Anteil von Goggle Shopping dagegen wächst auf mobilen Endgeräten, während er auf Desktop-PCs sinkt.
  • Und noch zwei weitere wichtige Aspekte präsentiert Marcus Tober in seinem Vortrag. Ob Apples Siri, ob CORTANA von Microsoft oder Google Home: Smart Speaker liefern derzeit nicht nur über 60% falsche Antworten (!), wobei der Google-Speaker allerdings deutlich besser als seine Konkurrenten abschließt, sondern Google entscheidet auch selbst, welche Suchergebnisse für die Ausgabe auf Smart Speakern relevant sind. Das sind nicht unbedingt die am besten rankenden Ergebnisseiten auf Mobile- oder Desktop-Geräten, sondern häufig Seiten, die eine direkte Antwort auf W-Fragen liefern.

Fazit: In Zukunft wird es für Online-Marketer und SEOs noch wichtiger, das Verhalten der jeweiligen Zielgruppen noch genauer zu kennen.

 

11 konkret umsetzbare SEO Tipps

In seinem Vortrag zum SEO-DAY 2017 hat Tobias Fox, CEO von verdure.de einige der wichtigsten konkret umsetzbaren SEO Tipps zusammengestellt und gleich zahlreiche Tool-Empfehlungen mitgeliefert. Darunter finden sich Tipps wie zum Beispiel:

  • Verbessern Sie Ihre CTR durch datengetriebene und inhaltliche Snippet-Optimierung

    Analysieren Sie, welche Keywords Sie verwenden sollten, um Ihre CTR zu verbessern. Vergessen Sie reine Feature-Aufzählungen. Stellen Sie in Ihren Snippets die Benefits für den Nutzer, den Anwender bzw. Leser heraus und schließen Sie möglichst mit einer Call-to-Action-Aufforderung.

  • Nutzen Sie W-Fragen

    Schaffen Sie nutzergerechten Content. W-Suggest-Tools, wie das kostenlose Tool answerthepublic.com, helfen Ihnen dabei.

  • Verbessern Sie die Erreichbarkeit Ihrer Webseite

    Überwachen Sie die Verfügbarkeit Ihrer Seite mit Uptime-Monitoring-Tools wie StatusCake oder UptimeRobot.

  • Checken Sie Ihre interne Linkstruktur

    Crawlen Sie Ihre Seite mit einem Spider-Tool wie zum Beispiel Screaming Frog https://www.screamingfrog.co.uk und visualisieren Sie die Ergebnisse, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie gut Ihre Seiten miteinander verlinkt sind. Dafür steht Ihnen beispielsweise die Open- Source-Software Gephi zur Verfügung.

  • Analysieren Sie das Benutzerverhalten Ihres SEO-Traffics

    Wie und wohin klicken Ihre User. Interessante Aufschlüsse über die Usability von Webseiten und Landingpages liefert Ihnen zum Beispiel die Heatmap-Analysen von Hotjar.de

  • Finden Sie schnell und einfach Influencer

    Nutzen Sie Geschäftsnetzwerke wie XING und Linked und suchen Sie nach den entsprechenden Stichworten.

 

10 SEO-Fragen, von Google beantwortet

Ein echtes Highlight des SEO-DAY 2017 war dann die Fragestunde mit John Mueller, Webmaster Trends Analyst, google.com, dem Gesicht und Kopf der Google Webmaster Hangouts.

  • Top Thema war natürlich die geplante Umstellung des Google Suchindex von Desktop zu Mobile (mobile first). Nützliche Tipps für Webdesigner dazu finden Sie auch in unserem Leitfaden: Google macht den Mobile Index zum Hauptindex. Das wichtigste Fazit vorweg: Es bleibt weiter schwammig, denn laut John Müller wird die Umstellung nicht zu einem festen Datum, sondern schrittweise Step-by­Step und Webseite-für-Webseite vollzogen. Damit bleibt – zumindest für die nächsten Monate – die ungewisse Frage: nach welchen Faktoren wird meine Webseite von Google bewertet?
  • Schwammig blieben seine Antworten auch hinsichtlich des Umgangs mit Hidden Contents wie z.B. dem Thema: eingeklappte Textboxen. Einerseits sollten diese Contents auf mobilen Geräten kein Problem mehr darstellen, unklar ist aber, wie relevant Google diese Texte in Zukunft wirklich bewertet.
  • Auch in puncto PageSpeed als Ranking-Faktor lässt sich Google nicht wirklich in die Karten schauen. Glaubt man John Mueller, unterscheidet Google lediglich zwischen „normal schnellen“ und „deutlich langsameren“ Webseiten.
  • Vorbereitend und im Rahmen der Umstellung sollte man aber auf jeden Fall Frameworks wie Angular JS checken, ob diese Probleme verursachen und ob auch alle Funktionen unterstützt werden.
  • Interessant sind auch die Optimierungsmöglichkeiten, die der Tag-Manager z. B. für das automatische Überschreiben von Title und Description bietet. Allerdings sollte man dabei berücksichtigen, dass die HTML-Version einer Webseite zuerst indexiert wird.

 

Next Level Tech-SEO

Ausgesprochen spannende Ausblicke auf die (technische) Suchmaschinenoptimierung von morgen, vermittelte der Vortrag von Dominik Wojcik, CTO trustagents.de. Zunächst zeigte er in einem Überblick, wie sich SEO innerhalb der letzten 20 Jahre entwickelt hat, was die Top-Themen der Branche waren, wie sich die Schwerpunkte verschoben haben. Dabei wurde vor allem deutlich, wie komplex das Thema Suchmaschinenoptimierung schon heute geworden ist. Eine Entwicklung, die sich in Zukunft noch deutlich verstärken wird.

Abbildung - Skills eines SEO-Managers - Vortrag SEO-DAY 2017 (2)

Vortrag von Dominik Wojcik – SEO-DAY 2017

Im zweiten Teil stellte Dominik Wojcik einige der wichtigsten zukünftigen Entwicklungen vor:

  • Progressive Web Apps

    Progressive Web Apps kann man schon jetzt als die nächste Stufe von Responsive Design und App-Entwicklung bezeichnen. Im Zusammenhang mit der mobilen Internet-Nutzung gewinnen sie zunehmend an Bedeutung. Progressive Web Apps ziehen ihre Inhalte aus dem Netz und stellen diese innerhalb der jeweiligen App dar. Das indische Shop-Portal Flipkart konnte mit seiner Progressive Web App die Verweildauer seiner Besucher von durchschnittlich 70 sec. auf über 3 1/2 min. erhöhen. Gleichzeitig steigerte sich die Conversion-Rate um 70%.

    Progressive Web Apps werden derzeit allerdings noch nicht von allen Browsern unterstützt.

    Ein Framework zu Erstellung von von Progressive Web Apps ist z.B. Polymer 2.0

  • JS Frameworks

    Auf 4% der Top Sites kommt JS bereits zum Einsatz. Dieser Anteil wird voraussichtlich in den nächsten Jahren deutlich steigen. Allerdings gibt es derzeit noch Indexierungsprobleme. Während extern geladene JS-Inhalte z.B. bei der Linkerkennung vielfach noch Probleme verursachen, funktioniert dies bei inline eingebundenem JS deutlich besser.

    Weitere Informationen zu SEO-Problemen mit JS finden Sie im Blogartikel von Bartosz Góralewicz: Can Google properly crawl and index JavaScript? https://goralewicz.com/blog/javascript-seo-experiment/

    Schneller und kleinere JS Frameworks werden in Zukunft die Ladezeiten von Webseiten nochmals deutlich beschleunigen. React 0.14.5 zum Beispiel ist 3mal kleiner, Preact 7.2.0 sogar bis zu 30mal kleiner als Angular 2.

  • FLIF – das neue Free Lossless Image Format

    Bilder bzw. die Größe von Bilddateien sind nach wie vor ein entscheidender Faktor für die Ladezeit einer Webseite. Das von Dominik Wojcik vorgestellt neue Free Lossless Image Format (kurz FLIF) ermöglicht eine deutlich effektivere Bildkomprimierung und ist damit 14 % kleiner als das WebP-Format und über 70% kleiner als das die JEPG XR Kompression. Zum Vergleich der Bildformate

Anhand dieser Beispiele lässt sich schon jetzt absehen, das SEOs zukünftig einen wesentlich stärkeren technischen Background haben müssen. Den Link zum Download der Vortragsfolien von Dominik Wojcik finden Sie hier.

Speed Hacks: Über Googles wichtigste Speed-Kennzahl & warum AMP nicht alles ist

Kim Lembeck, Head of SEO, auxmoney führte in ihrem Vortrag ein Thema weiter aus, dass bereits im letzten Jahr auf ihrer Agenda stand: Die Entwicklung und das Tracking von AMP-Seiten.

Über 80% der Besucher von E-Commerce-Webseiten sind unzufrieden mit den Ladezeiten. Dadurch entstehen enorme Umsatzverluste, denn eine Verzögerung der Ladezeit um 1 Sekunde kann die Conversion-Rate um 7% reduzieren. 40 % der Besucher verlassen eine Seite, die länger als 3 Sekunden lädt.

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, Landingpages auf Basis von Google AMP zu erstellen.

Eine AMP-Webseite basiert auf einem reduzierten Seitenquellcode und enthält lediglich die wichtigsten Bestandteile einer Webseite, wie: Texte, Bilder und Navigationselemente. Dazu hat Google einen sehr performanten HTML-Code (Google AMP HTML) sowie eine eigene JavaSkript-Bibliothek (AMP JS Library) entwickelt. Alle AMP-konformen Beiträge werden über das sogenannte Open-Source Framework AMP HTML ausgeliefert.

Mehr Informationen dazu in unserem Beitrag: Wie Sie mit Accelerated Mobile Pages die Ladezeit mobiler Seitenaufrufe beschleunigen

Die Erstellung von AMP-Seiten erwies sich – trotz zahl notweniger CSS-Anpassungen als relativ einfach. Die Ladezeiten der AMP-Seiten waren gewünscht schnell. Ein hartnäckiges Problem stellte allerdings das Tracking dar. Ein Problem, das erst mit dem Launch der Google AMP Client ID gelöst werden konnte.

Hilfe zum Setup einer Google AMP Client ID finden Sie hier.

 

Raus aus der SEO-Filterblase – SEO-DAY 2017

Unter dem Titel „Raus aus der SEO-Filterblase“ hat Johannes Beus, CEO, sistrix.com, mit von Google Surveys eine Befragung zum Verhalten im Internet und den Präferenzen von webbasierten Diensten durchgeführt. Hier einige seiner Ergebnisse.

  • Trotz der vielen negativen Berichte über das Unternehmen in letzter Zeit, wird Google von der großen Mehrzahl der Befragten (über 85%) positiv bewertet.
  • Während die Google-Suche allgemein als das wichtigste Google-Produkt angesehen wird, steht bei der jüngeren Zielgruppe (18 – 24 Jahre) Youtube auf Platz 1, gefolgt von der Google-Suche und Google-Maps.
  • Nicht überraschend ist WhatsApp das Tool, das von beiden Altersgruppen am häufigsten täglich genutzt wird.
  • Bei der Bewertung von Google, Amazon, Facebook und Apple werden interessanterweise die Produkte und Dienstleistungen von Apple und Facebook von beiden Zielgruppe als eher verzichtbar eingeschätzt. Google und Amazon stehen deutlich höher im Kurs.
  • Besonders aufschlussreich für SEOs sind auch die Antworten auf die Frage: Wonach entscheiden Sie, auf welchen Treffer Sie in den Suchergebnissen klicken? Hier wurde von 87% der Befragten Text als entscheidender Faktor gewählt, gefolgt von der Bekanntheit der Marke.
  • Interessant darüber hinaus war, dass die Mehrzahl aller Befragten (90%) laut eigener Aussage AMP-Seiten in den SERPS auf mobilen Endgeräten nicht bevorzugen.
  • Auch Sprachassistenten/Smart Speaker stehen derzeit nicht besonders hoch im Kurs. 92% der Befragten verwenden sie aktuell nicht.

Weitere Informationen inkl. den Grafiken des Vortrags zum SEO-DAY 2017 finden Sie im SISTRIX-Blog

 

Das Superpanel zum Abschluss – Immer wieder inspirierend

Wie jedes Jahr schloss der SEO-DAY 2017 mit dem Superpanel. Hier unterzieht eine Runde von Top-SEOs ausgewählte Webseiten einem Experten-Check. Natürlich gehört ein wenig Mut dazu, seine Webseite offen vor Publikum bis ins Detail „zerpflücken“ zu lassen. Aber dieser Mut wird belohnt: Von rechtlichen Fragen, über den Content bis hin zu technischen SEO-Aspekten kann man viele hilfreiche Tipps und Anregungen für die Optimierung seiner Seite mitnehmen.

Fazit

Der SEO-DAY 2017 präsentierte wieder einmal ein sehr breiteres Spektrum an SEO-Know-how, das diesmal in die Themenschwerpunkte E-Commerce, Onsite/Offsite SEO und SEO für Coder gegliedert war. Alles in allem eine rundum gelungene Konferenz mit hochkompetenten Speakern und vielen Tipps und Inspirationen, die Lust auf mehr machen. Allein die Umsetzung der wichtigsten SEO-Anregungen wird die nächsten Monate füllen. Wir sehen uns bestimmt wieder auf dem SEO-DAY 2018.

Bildnachweis: SEO-DAY 2017, Lizenz: Fabian Rossbacher – seoday.de

Wolf-Dieter Fiege

Große Auswahl an günstigen Domain-Endungen – schon ab 0,08 € /Monat
Jetzt Domain-Check starten