In einer zunehmend digitalisierten Welt sind wir längst daran gewöhnt, dass uns an jeder Ecke mehr oder weniger intelligente Funktionen Arbeit und Zeit sparen wollen. Eine bemerkenswert erfolgreiche Funktion dieser Art ist „Autosuggest“ oder auch „Autocomplete“, wie es der Anbieter der bekanntesten Variante, Google, heute nennt.
In diesem Blogartikel werfen wir einen Blick auf Geschichte, Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten von Autosuggest und geben Ihnen Tipps, wie Sie von dieser Technologie profitieren können.
Was ist Autosuggest bzw. Autocomplete?
Autosuggest oder Autocomplete (Autovervollständigung) ist eine Funktion, die darauf abzielt, den Benutzern bereits während der Eingabe von Suchbegriffen oder anderen Texten intelligente Vorschläge zu deren Vervollständigung zu präsentieren. Die Vorschläge werden basierend auf dem bereits eingegebenen Text, den häufigsten Suchanfragen oder anderen relevanten Daten generiert.
Neben Google bieten alle großen Suchmaschinen, Facebook, Amazon etc. und mittlerweile auch viele kleinere Webseiten mit Suchfunktion das Autosuggest-Feature an. Sein Hauptziel besteht darin, die Sucherfahrung von Benutzern zu verbessern, indem sie schneller und effizienter zu den gewünschten Ergebnissen gelangen. Es gibt aber vor allem bei Google noch viele andere Anwendungsmöglichkeiten – dazu gleich mehr.
KI in der Adresszeile: Funktion und Nutzen von Google Autocomplete (Autosuggest)
Seit wann gibt es Google Autocomplete?
Die erste Idee zu Autocomplete kam dem jungen Google-Entwickler Kevin Gibbs 2004 in einem Shuttle-Bus zwischen San Francisco und Googles Firmensitz im Silicon Valley, in Mountain View. Ursprünglich arbeitete er an einem Algorithmus, der Internetadressen (URLs) schon während der Eingabe in die Adresszeile vorauszusagen und vervollständigen konnte. Das Programm analysierte Googles Datenschatz zu besuchten Websites und zeigte in Frage kommende URLs sortiert nach Häufigkeit. Dann schlug ein Kollege vor, so etwas für die Google-Suche selbst zu realisieren. Gibbs war einverstanden und entwickelte die bekannte Funktion, die er „Google Complete“ nennen wollte. Die damalige Google-Managerin Marissa Mayer schlug stattdessen „Google Suggest“ vor; Ende 2004 startete der Dienst unter diesem Namen in den USA, zunächst optional, ab 2008 als reguläres Feature und 2009 auch in Deutschland.
Wie funktioniert Autosuggest?
Um eine Autosuggest-Funktion zu realisieren, sind verschiedene Wege denkbar. Angenommen, Sie möchten die Suchfunktion Ihres Shops mit Autocomplete ausstatten. Sie könnten dann im einfachsten Fall eine Liste Ihrer Produktkategorien und -bezeichnungen (inkl. denkbarer Varianten, gängiger Schreibfehler etc.) erstellen, aus denen Sie Ihre Suchvorschläge auswählen. Wird der Beginn einer Suchanfrage eingegeben, könnten Sie entweder alle möglichen Vervollständigungen anzeigen oder, falls das nicht praktikabel ist, die Liste nach bestimmten Kriterien einschränken, etwa nach der Popularität der Produkte, früheren Suchanfragen oder Käufen des Besuchers.
Anders als Suchvorschläge bei konkurrierenden Portalen wie MSN oder Yahoo, die nur frühere (erfolgreiche) Suchanfragen anzeigten, wählte Google aus der Fülle möglicher Vervollständigungen schon damals solche aus, die zu Webseiten mit höherer Relevanz, Popularität oder Autorität passten. Es konnte auch schon mal passieren, dass die Eingabe von „what“ mit dem Titel eines etwas fragwürdigen Sex-Ratgebers ergänzt wurde, auch wenn Kevin Gibbs persönlich bereits damals eine Blacklist mit zu blockierenden Begriffen erstellt hatte.
Gibbs konnte bei Google die modernste und leistungsfähigste Technologie nutzen, die damals verfügbar war, insbesondere Milliarden indizierter Webseiten und große Computer-Cluster zu ihrer Verarbeitung (und nicht zu vergessen die damals neue Ajax-Programmierung, die es erlaubte, angezeigte Webseiten dynamisch zu verändern, ohne sie komplett neu zu laden). Heute verarbeitet Google noch mehr Daten (Webinhalte, Suchanfragen, Wissen aus dem Knowledge Graph etc.) mithilfe künstlicher Intelligenz und maschinellen Lernens. Für seine Vorschläge nutzt Google vor allem Informationen über die Popularität von Suchanfragen, aber auch thematische Trends und aktuelle Ereignisse, Eigenschaften von gesuchten Objekten (wie Personen oder Orten.) sowie zunehmend auch Informationen über die suchende Person, von Sprache und Standort bis hin zur Suchhistorie.
Autosuggest, Autocomplete, Live Search Suggestions … Wo liegen die Unterschiede?
Aus UX-Sicht (User Experience Design) sind Autovervollständigung (Autocompletion) und Live-Suchvorschläge (Live Search Suggestions) unterschiedliche Features. Ersteres macht automatisch Vorschläge für das Vervollständigen von Eingaben, etwa Wörter oder Wortgruppen, um schnelleres Schreiben zu ermöglichen. Letzteres macht während der Eingabe Vorschläge, um eine Suche zu beschleunigen.
Google Autocomplete ist daher trotz des Namens keine reine Autovervollständigung, sondern zählt zu den Live-Suchvorschlägen. Das ist vielleicht verwirrend, weil es Google selbst zufolge nur Voraussagen liefern soll und ausdrücklich keine weiterführenden Vorschläge. Es soll aber eben vor allem Zeit bei der Suche sparen, und das ist insbesondere im Web eine sehr komplexe Aufgabe. Bei begrenztem Inventar, etwa der Produktsuche in einem kleinen Shop, kann das anders aussehen: Hier spart schon eine Autovervollständigung anhand der Liste lieferbarer Produkte viel Zeit, weil bereits während der Suche klar wird, ob das Gesuchte überhaupt zur Wahl steht.
Bei großen Shops wäre dagegen Autosuggest das Mittel der Wahl: Das sind Vorschläge, die anhand der Nutzereingabe auch solche Anregungen für Suchanfragen geben, die nicht unbedingt als direkte Vervollständigung infrage kommen. Das Prinzip dahinter wird klarer, wenn man Googles Vorschläge mit denen bei Amazon vergleicht:
Wozu können Sie Autosuggest und Autocomplete nutzen?
In erster Linie soll Google Autocomplete natürlich die Sucherfahrung verbessern. Aber schon Kevin Gibbs sprach 2004 in seiner Produktankündigung davon, dass es darüber hinaus „auch eine Spielwiese bietet, um zu erkunden, wonach andere suchen, und etwas über Dinge zu erfahren, von denen Sie noch nicht einmal geträumt haben.“ So ist es nicht verwunderlich, dass Google Autocomplete zu einem wertvollen Werkzeug für verschiedene Nutzergruppen geworden ist.
Suchmaschinenoptimierer können Google Autocomplete nutzen, um wertvolle Einblicke in aktuelle Suchtrends zu erhalten. Dadurch können sie ihre Inhalte besser auf die tatsächlichen Suchgewohnheiten der Benutzer abstimmen und ihre Rankings verbessern.
Kreative wie Autoren, Designer und Künstler können von Autosuggest profitieren, indem sie sich bei der Ideenfindung unterstützen lassen. Die Funktion kann inspirierende Worte oder Phrasen vorschlagen, um den kreativen Prozess zu beschleunigen.
Für Endbenutzer ermöglichen Autosuggest-Funktionen eine schnellere und effizientere Suche im Internet oder auf Webseiten. Und Entwickler können Autosuggest in Anwendungen und Websites implementieren, um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen.
Einsatz von Autosuggest für SEO
Google Autocomplete hat sich zu einem mächtigen Werkzeug für Suchmaschinenoptimierung (SEO) entwickelt. SEO-Spezialisten können die Funktion für die Keyword-Recherche nutzen, um wertvolle Einblicke in aktuelle Suchtrends und Suchgewohnheiten von Internetnutzern zu erhalten. Sie können so besser verstehen, wonach potenzielle Besucher suchen und wie sie ihre Webinhalte optimieren können. Google Autocomplete ermöglicht es SEO-Experten, populäre Suchbegriffe zu identifizieren, Ideen für erfolgversprechende Inhalte zu generieren und vor allem auch Long-Tail-Keywords zu identifizieren, die weniger Wettbewerb aufweisen und dennoch eine hohe Relevanz für ihre Zielgruppe haben. Das ermöglicht eine präzisere Ausrichtung von Webinhalten, um ihre Sichtbarkeit in den Suchergebnissen zu erhöhen.
Tipps für Themenrecherchen
Wie erwähnt kann Autocomplete auch für Kreative nützlich sein, bei der Ideenfindung, aber auch bei der Durchführung von Themenrecherchen, sei es für Content-Marketing, Blogartikel oder akademische Arbeiten. Zum Abschluss geben wir Ihnen ein paar Tipps für ein effizientes Vorgehen dabei.
Rechercheure sollten sich zunächst eine vorläufige Liste mit relevanten Suchbegriffen für ihr Thema zurechtlegen. Kennen Sie sich damit noch nicht aus, hilft häufig ein Blick auf die wichtigsten Suchergebnisse für eine entsprechende Anfrage. Danach können Sie die Autocomplete-Funktionen nutzen, um Ihr Thema weiter zu erkunden. Die Vorschläge des Tools, basierend auf populären Suchanfragen und aktuellen Trends, können Sie verwenden, um die Recherche zu verfeinern und zusätzliche Aspekte oder Perspektiven zu berücksichtigen. Gleichzeitig sollten Sie bei Ihrer Recherche immer wieder die Relevanz und Aktualität der gefundenen Informationen, Themen bzw. Keywords kritisch beurteilen.
Aber Achtung: Die Autosuggest-Vorschläge dienen der Inspiration und helfen, den Rechercheumfang auszuweiten. Das ist am Anfang gut, kann aber auch zum Problem werden – Sie wollen ja auch irgendwann einmal fertig werden. Deshalb unser letzter Tipp: Verlieren Sie sich nicht in den Tiefen der Websuche und sammeln Sie nur so viel Stoff, wie Sie mit vertretbarem Aufwand verarbeiten können.
Titelmotiv: Photo by Arkan Perdana on Unsplash
- Wie Sie einen erfolgreichen Vlog erstellen: Tipps, Tools und Tricks - 15. Januar 2025
- Mehr Kontrolle über Ihre Daten: Matomo ist eine sichere Analytics-Lösung - 15. Januar 2025
- Ab 2025 ist die E-Rechnung Pflicht – was Sie jetzt beachten sollten - 9. Januar 2025