Fast 6% aller CMS-Anwender nutzen Joomla!. Damit gehört Joomla! zu den beliebtesten und meistgenutzten Content-Management-Systemen weltweit und ist natürlich Open Source. Plesk hat dieses Jahr ein Tool gelauncht und bereits in seine Server-Administrationssoftware integriert, mit dem sich Joomla! Webseiten sehr komfortabel verwalten lassen –  das Joomla! Toolkit.

Host Europe traf dazu Jan Löffler, den CTO von Plesk und Viktor Vogel, den Lead Entwickler des Joomla! Toolkits zum Gespräch im neuen Plesk Office im Zentrum von Köln.

Das Interview mit Jan Löffler CTO von Plesk und Viktor Vogel, dem Lead Entwickler des Joomla! Toolkits

Abbildung - Interview mit Jan Löffler und Viktor Vogel von Plesk zum Thema Joomla! Toolkit

Host Europe: Plesk hat 2014 das WordPress Toolkit gelauncht. Mittlerweile werden weltweit bereits über 1. Million WordPress Webseiten über das WordPress Toolkit von Plesk gemanagt. 2018 seid Ihr mit dem Joomla! Toolkit nachgezogen. Joomla ist mit einem Anteil von ca. 5,8% hinter WordPress die klare Nummer 2 der beliebtesten Content Management Systeme weltweit. Wie wurde das Joomla! Toolkit bisher in der Szene angenommen?

Jan: ​Bisher war das Joomla! Toolkit ein voller Erfolg und läuft bereits auf tausenden von Plesk Servern weltweit. Die 1 Million haben wir zwar im Vergleich zum WordPress Toolkit noch nicht geknackt, aber dennoch wächst die Anzahl der Joomla! Webseiten, die vom Joomla! Toolkit verwaltet werden, mit 5.000 neuen Webseiten je Monat enorm an.

Host Europe: An welche Zielgruppe richtet sich das Joomla! Toolkit primär: an die Webdesigner oder an die Webentwickler?

Jan: ​Das Lustige ist, dass unser Joomla! Core Contributor Viktor Vogel, der bereits seit vielen Jahren in der Joomla! Szene aktiv ist, immer davon geträumt hat, ein richtig gutes Joomla! Toolkit zu entwickeln. Als er mir von seiner Idee erzählt hatte, habe ich nur gesagt: “Mach’s doch” – und schon war das Projekt für das Joomla! Toolkit geboren. Inzwischen ist daraus ein Team geworden und im Hintergrund gibt es natürlich viele Synergien zwischen dem Plesk WordPress-Team und dem Joomla!-Team. Somit ist das Joomla! Toolkit aus Sicht eines Core Entwicklers mit Blick auf seine eigenen Bedürfnisse entstanden.

Host Europe: Ist das Joomla! Toolkit auch für Einsteiger geeignet? Gibt es zum Beispiel einen Einrichtungsassistenten für die Installation oder ein Tool für die Migration einer bereits existierenden Joomla-Webseite?

Jan: ​Das primäre Ziel war von vorneherein ein Tool für Jedermann zu schaffen, also auch den Neueinsteiger. Selbstverständlich ist auch die Erstellung einer neuen Joomla! Webseite lediglich ein Klick. Für Hosting-Unternehmen gibt es sogar eine kostenlose “Welcome Guide”-Erweiterung für Plesk mit der sie Plesk für ein noch besseres Nutzererlebnis komplett auf Joomla! ausrichten können – inklusive persönlicher Begrüßung und direkter Erstellung der ersten Webseite. Ich denke, dass haben wir ganz gut hinbekommen.

Ein Migrationstool zum Import von Webseiten gibt es bei Plesk von Haus aus. Allerdings haben wir das bislang noch nicht so tief integriert wie beim WordPress Toolkit. Das ist aber bereits geplant und wird kommen. Natürlich findet das Joomla! Toolkit auch jetzt schon alle auf dem Server gespeicherten Joomla! Installationen selbstständig und zeigt diese im Joomla! Toolkit an.

Host Europe: Wie unterscheidet sich die Zielgruppe der Joomla! User von den WordPress Usern? Gibt es spezifische Unterschiede oder besondere Bedürfnisse?

Viktor: Beide Content-Management-Systeme sind gut und wichtig für die Open Source Szene. Wir sind ebenfalls große Fans von Open Source Software und unterstützen die Projekte gerne! Die Zielgruppe von Joomla! sind eher fortgeschrittene Anwender, die sich tiefer mit der Materie beschäftigen und mehr Flexibilität benötigen. Sicher, mit WordPress lassen sich heutzutage viele Anforderungen über zusätzliche Plugins abdecken, jedoch ist der Core etwas eingeschränkt und Joomla! ist hier flexibler in der Umsetzung mit Bordmitteln. Joomla! bietet von Haus aus eine moderne, robuste Codebasis, eine integrierte Mehrsprachigkeit, flexible Custom Fields, einfache Erweiterbarkeit durch vier verschiedene Erweiterungstypen, um nur ein paar Highlights von Joomla! zu nennen. Die große Stärke von WordPress ist der einfache Einstieg und die hohe Benutzerfreundlichkeit. Hier ist Joomla! noch nicht so weit, jedoch arbeitet das Entwicklungsteam daran, diesen Nachteil im nächsten großen Major Update (Joomla! 4) zu schließen.

Abbildung - Interview mit Viktor Vogel von Plesk

Host Europe: Ihr entwickelt die Toolkits kontinuierlich weiter. Praktisch monatlich gibt es neue Updates und Upgrades. Was sind die aktuellen Neuerungen?

Viktor: Ja, wir möchten unseren Kunden stets das beste Benutzererlebnis mit unseren Erweiterungen bieten, da gehören regelmäßige Updates mit neuen Funktionalitäten und Fehlerbeseitigungen selbstverständlich dazu. Momentan arbeiten wir beim Joomla! Toolkit intensiv am nächsten großen Update, das Mitte Oktober erscheinen wird. Ein wichtiger Punkt ist das Thema “Backup & Restore” (Sicherungen und Wiederherstellung der Sicherungsdateien). Dieses Feature wird am häufigsten aus der Joomla! Community für das Joomla! Toolkit angefragt. Wir haben bereits eine voll funktionierende Lösung erarbeitet, die auch komplett über die Kommandozeile bedient werden kann. Es gibt zwei Backup-Typen: Update und Custom. Der Update-Typ erstellt komplett automatisch Backups und wird vor jeder Joomla! Core- oder Erweiterungs-Aktualisierung vom Toolkit getriggert. Das heißt, dass der Benutzer stets eine automatische Absicherung hat, die ihm die Wiederherstellung auf den letzten funktionierenden Stand ermöglicht. Der Custom-Typ wird vom Benutzer selbst ausgelöst und erstellt auf Wunsch ein Komplett-Backup (Dateien plus Datenbank-Dump). Alle Backups können dann bei Bedarf mit einem Klick in der Oberfläche oder alternativ einem Kommandozeilenbefehl zurückgespielt werden. Ein weiteres wichtiges Highlight ist die neue und schnelle Oberfläche mit Vorschau-Screenshots der Webseiten. Dabei handelt es sich um eine moderne Benutzeroberfläche auf Basis von ReactJS. Durch die interaktive Kommunikation wird die Benutzerfreundlichkeit verbessert und die Bedienung wird wesentlich vereinfacht. Wir fassen zum Beispiel alle wichtigen Elemente, Buttons und Informationen in einem einzigen Screen zusammen und laden benötigte Informationen auf Wunsch des Benutzers nach. Des Weiteren wird das Joomla! Toolkit in alle 32 unterstützten Sprachen von Plesk übersetzt, was das Toolkit einem breiteren Benutzerkreis zugänglich macht. Das ist vor allem deshalb wichtig, da wir Nutzer in 238 Ländern haben. Ehrlich gesagt, haben wir noch eine lange Liste angefragter Features, die wir kontinuierlich umsetzen. Die Updates werden nicht ausbleiben!

Host Europe: Gibt es im Joomla! Toolkit ein Management für Joomla!-Erweiterungen? Wie sieht es mit einem Update-Management aus?

Viktor: Selbstverständlich gibt es ein Update-Management. Das ist eine der großen Stärken des Joomla! Toolkits. Alle Joomla!-Instanzen auf dem Plesk-Server können mit nur einem einzigen Klick aktualisiert werden. Dabei werden sowohl Core- als auch Erweiterungs-Updates unterstützt. Uns war es wichtig, dass wir keinen eigenen Update-Mechanismus schreiben, der bei einer Änderung innerhalb des Joomla! Aktualisierungs-Codes nicht mehr funktionieren könnte und somit einen großen Frust bei den Nutzern auslösen würde. Wir haben eine ausgereifte Kommandozeilenschnittstelle (CLI) geschrieben, um die direkte Kommunikation mit der Joomla! Instanz zu ermöglichen. Diese direkte Anbindung erlaubt es uns, alle notwendigen Prozessschritte direkt aus dem Joomla!-System auszuführen, d.h. wir können uns in die Joomla! Applikation einwählen und alle Operationen, die ebenfalls innerhalb von Joomla! möglich sind, durchführen. Erweiterungen werden im Toolkit aufgelistet und können einzeln oder gemeinsam aktualisiert werden. Eine Installation und Statusänderung der installierten Erweiterungen ist bereits über die Kommandozeilenschnittstelle möglich und wird bald im Joomla! Toolkit direkt nutzbar sein.

Host Europe: Was sind die Top-Vorteile des Joomla! Toolkits für Entwickler?

Viktor: Meiner Meinung nach ist einer der größten Vorteile, dass das Toolkit innerhalb der Server-Grenzen arbeitet und somit keine Kommunikation nach außen notwendig ist. Alle Befehle und Aufrufe geschehen innerhalb des Servers, was den Datenschutz und die Sicherheit enorm verbessert. Entwickler können sich auf ihre Arbeit konzentrieren und müssen sich nicht um die Infrastruktur kümmern. Das Toolkit kann eine Joomla! Testinstanz innerhalb von Sekunden automatisch anlegen. Dabei wird zum Beispiel eine lokale Datenbank angelegt und alle Einstellungen optimal gesetzt, damit die Webseite sofort lauffähig ist. Die meisten professionellen Entwickler arbeiten natürlich lokal, sobald die Website aber online ist, kann die Wartung über das Toolkit erfolgen und der Kunde des Entwicklers kann sich auf die Inhalte konzentrieren.

Host Europe: Was sind die Top-Vorteile des Joomla! Toolkits für Web-Designer?

Viktor: Hier sehe ich die gleichen Vorteile wie bereits erwähnt. Wenn man sich vor Augen führt, dass andere Management-Tools normalerweise eine Verbindung mit einem externen Server aufbauen, um Informationen und (sensible) Daten auszutauschen, dann wird einem bewusst, wie wichtig der Datenschutz-Vorteil des Joomla! Toolkits ist. Ich persönlich könnte nicht ruhig schlafen, wenn ich so eine dauerhafte Anbindung zu einem fremden Server offen hätte. Wir implementieren gerade eine Report-Funktion, mit der Website-Designer ihren Kunden eine Übersicht über alle getätigten Aktionen erstellen können. Wir möchten das Leben aller unserer Kunden vereinfachen! Sei es ein Anwender, der seine eigenen Webseiten betreut oder eine Agentur, die für die Internetauftritte ihrer Kunden verantwortlich ist. Zusammen mit den bereits implementierten Features und der Backup & Restore Funktionalität hat ein Dienstleister zum Beispiel alles, was er für die Ausführung eines Wartungsvertrags benötigt.

Host Europe: What comes next? Woran arbeitet Ihr aktuell?

Viktor: Konkret arbeiten wir gerade an der Umsetzung der neuen grafischen Oberfläche, die das Joomla! Toolkit noch vollwertiger macht. Bevor ich’s vergesse, das neue Design gibt es erst ab der Plesk Version 17.8. Ich möchte alle Plesk-Benutzer deshalb motivieren, die aktuelle Plesk Version einzusetzen, um das bestmögliche Benutzererlebnis und die maximale Leistung zu erhalten!

Host Europe: Vielen Dank für die interessanten Einblicke in das Joomla! Toolkit.

Abbildung - Interview mit Plesk zum Thema Joomla! Toolkit Dank für das Gespräch und die spannenden Einblicke in das Toolkit - Interview: Wolf-Dieter Fiege

Wolf-Dieter Fiege

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