Ein Backup schützt vor Datenverlust und ermöglicht es im Ernstfall, die Funktion von Services oder Webanwendungen schnell wiederherstellen zu können. Aber Backup ist nicht gleich Backup – und wie, wann und wo sollten Sicherungskopien angelegt werden und was soll damit erreicht werden? Wir geben Tipps für die richtige Backup-Strategie für Ihren Virtual Private Server (VPS).
Es kann jederzeit geschehen: Daten auf Ihrem Server werden versehentlich überschrieben, nach einem fehlerhaften Update stehen Services nicht mehr zur Verfügung oder nach einem Hackerangriff oder Servercrash ist der Server nicht mehr erreichbar. Fehler passieren, auch Angriffe oder Crashs lassen sich nie komplett verhindern. Im Ernstfall helfen Backups, die Folgen so gering wie möglich zu halten. So können gelöschte oder korrumpierte Daten auf den vorherigen Zustand zurückgesetzt, verlorene Datenbestände rekonstruiert oder die Funktionsfähigkeit von Services wiederhergestellt werden.
Um im Fall des Falles tatsächlich auf aktuelle Sicherungskopien zurückgreifen zu können, sollten diese regelmäßig und systematisch angelegt werden. Mit anderen Worten: Sie benötigen eine Backup-Strategie – also einen Plan, der bestimmt
- welche Daten
- mit welchen Backup-Methoden
- in welchen Backup-Intervallen
- auf welchen Speichermedien
gesichert werden.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Integrität der Backups und die Praktikabilität der gewählten Restore-Methode regelmäßig zu prüfen, um sicherzustellen, dass Sie Ihren Server im Ernstfall tatsächlich wiederherstellen können.
Tipp: Sie haben Probleme beim Server Recovery oder keine Zeit, sich mit den Details auseinanderzusetzen? Mit unseren Advanced Services übernehmen wir gerne die optimale Konfiguration Ihres Backups oder stellen im Notfall Ihren Server aus vorhandenen Backups vollständig wieder her.
Erfahren Sie mehr über das Management von selbstadministrierten Server-Produkten.
Welche Backup-Methoden gibt es?
Grundsätzlich gibt es drei Backup-Methoden mit verschiedenen Stärken und Schwächen – vollständiges Backup, differentielles Backup und inkrementelles Backup.
Vollständiges Backup oder Full Backup
Bei einem Vollbackup wird der gesamte Datenbestand bzw. ein komplettes Server-Image kopiert. Bei jedem erneuten Backupvorgang wird dann wiederum ein vollständiges Duplikat erzeugt.
Ihren Trumpf spielt diese Methode aus, wenn es um die Wiederherstellung der Daten geht. Beim Recovery müssen keine komplexen Backup-Ketten beachtet werden, die bei fehlerhaften Instanzen dazu führen können, dass die Wiederherstellung scheitert.
Die Nachteile von vollständigen Backups liegen auf der Hand. Auch wenn Full Backups komprimiert werden, kommen bei regelmäßigen Sicherungen schnell große Datenmengen mit entsprechendem Speicherbedarf zusammen. Außerdem benötigen vollständige Backups Zeit. Vollständige Server-Backups empfehlen sich daher für längere Backup-Intervalle.
Differenzielle Backups
Differenzielle Backups ergänzen ein vollständiges Backup um die Daten, die seit dem letzten Full Backup geändert wurden oder neu hinzugekommen sind. Diese Daten werden jeweils in einem Differenzabbild gespeichert.
Der Vorteil: Volumen und Zeitaufwand differenzieller Backups sind in der Regel deutlich geringer als bei Vollbackups. Allerdings steigt mit jedem differenziellen Backup auch dessen Umfang, da bei jeder Sicherung die Daten der vorherigen Sicherung mitgespeichert werden.
Für eine erfolgreiche Wiederherstellung werden bei dieser Methode zwei Archive benötigt, nämlich das vollständige Backup sowie das jüngste differenzielle Backup.
Inkrementelle Backups
Auch inkrementelle Backups basieren auf einem vollständigen Backup, das um Differenzabbilder ergänzt wird. Allerdings werden hier die Differenzabbilder kaskadiert. Das heißt: Wie bei differenziellen Backups enthält auch die erste inkrementelle Sicherungskopie alle seit dem vollständigen Backup geänderten und neu hinzugekommenen Daten. Alle weiteren inkrementellen Backups umfassen dann aber nur noch die Daten, die seit dem jeweils vorhergehenden inkrementellen Backup geändert wurden oder neue hinzugekommen sind (sind also Differenzabbilder von Differenzabbildern).
Inkrementelle Sicherungskopien haben von den drei hier beschriebenen Backup-Methoden den geringsten Speicherbedarf und Zeitaufwand. Ein deutlicher Nachteil ist allerdings, dass für eine erfolgreiche Wiederherstellung außer dem letzten vollständigen Backup sämtliche inkrementelle Backups nötig sind (also alle Archive, die seit dem letzten Full Backup angelegt wurden). Und: Ist eines der Backups in der Kette fehlerhaft oder beschädigt, lassen sich die darauf aufbauenden (nachfolgenden) Sicherungskopien nicht mehr herstellen.
Welche Methoden sind für das Server-Backup bei VPS verfügbar?
Bei Virtual Servern ist die Wahl auf den ersten Blick etwas einfacher, denn differenzielle Backups gibt es nicht. Die verfügbaren Backup-Methoden sind vom genutzten Server-Produkt abhängig. Meist haben Sie die Wahl zwischen sogenannten Permanent Snapshots (vollständiger Abbilder/Images Ihres Servers inkl. Betriebssystem) und Backups des Dateisystems (inkrementell). Mehr und flexiblere Möglichkeiten bietet Ihnen eine Administrationssoftware (cPanel oder Plesk), um Backups manuell oder automatisiert zu steuern.
Backups des Dateisystems
Standardmäßig werden dateibasierte Backups täglich von uns automatisch durchgeführt und für sieben Tage vorgehalten (ab Virtual Server 10). Der Vorteil: Sie können einzelne Dateien oder bestimmte Versionen davon gezielt wiederherstellen und schnell wieder nutzen. Der Nachteil: Wenn Sie ein Problem erst später bemerken, gibt es kein Zurück.
Glücklicherweise können Sie in Ihrem Admin-Panel (Plesk oder cPanel) Ihre Backups sehr flexibel planen und so auch längere Zeiträume absichern.
Snapshots (vollständige Images)
Snapshots können Sie im Host Panel nur manuell (On Demand) ausführen. Dabei sollten Sie Ihren Server abschalten, um ein konsistentes Abbild zu erhalten; deshalb können Shapshots auch nicht automatisiert werden. Sie benötigen ein solches vollständiges Image inkl. Konfiguration, um im Problemfall (etwa nach einem Hackerangriff) die Funktionsfähigkeit Ihres Servers wiederherzustellen. Mit einer Admin-Software sind Sie auch in diesem Falle deutlich flexibler.
Auf die richtige Mischung kommt es an
Dies gilt es, bei der Planung der richtigen Backup-Strategie zu beachten. In den meisten Fällen empfiehlt sich eine kombinierte Strategie. Beispielsweise kann bei jedem zehnten Backup ein vollständiges Backup angelegt werden und dazwischen tägliche inkrementelle Backups – etwa je nachdem, wie häufig sich Daten ändern und wie hoch deren Kritikalität ist.
Mit cPanel oder Plesk können Sie zusätzlich zu Snapshots (Backups des gesamten Servers) auch Backups einzelner Websites bzw. Benutzerkonten (falls Sie Reseller sind) erstellen und planen. Dabei haben Sie jeweils die Wahl zwischen Konfigurationsdaten, Nutzdaten oder beidem und zwischen vollständigen und inkrementellen Backups. Damit können Sie Ihre Backup-Strategie sehr genau auf Ihre Anforderungen zuschneiden.
Allerdings bedeutet das auch, diese Anforderungen genau zu definieren: Für welche Fälle will ich mich wappnen? Für Datenausfälle, wie sie immer mal wieder vorkommen, oder auch für eher unwahrscheinliche Fälle wie ein Feuer im Rechenzentrum des Hosters? Denn davon hängt nicht nur ab, wie oft Sie welche Daten speichern, sondern auch, an welchem Ort.
Der richtige Ort für Ihre Server-Backups
Ein Backup von Anwendungen oder Nutzdaten lokal auf dem Server zu erstellen, geht vergleichsweise schnell. Allerdings gibt es für solche Sicherungskopien eine wichtige Einschränkung: Sie helfen Ihnen nur dann, wenn Sie bei der Wiederherstellung auch Zugriff auf diese Daten haben. Bei einem Servercrash oder wenn nach einem Hacker-Angriff nicht mehr auf den Server zugegriffen werden kann, ist auch das Backup nicht mehr erreichbar. Aus diesem Grund ist es eine sinnvolle Backup-Strategie, die Sicherungskopien nicht auf demselben virtuellen Server zu speichern. Hierfür können Sie sich an etablierten Verfahren wie der 3-2-1-Regel oder dem Generationenprinzip orientieren.
Die 3-2-1-Regel
Die 3-2-1-Regel besagt, dass stets mindestens drei identische Versionen (inklusive des Originals) der zu sichernden Datenbestände existieren sollten. Diese sollten auf zwei verschiedenen Datenträgern gesichert werden – also zusätzlich zum Original (Server-Speicher) z. B. auf einem unserer Backup-Storage-Produkte. Für noch höhere Sicherheit speichern Sie zudem mindestens eines an einem anderen Standort (Georedundanz), etwa remote auf einem Cloud-Laufwerk.
Das Generationenprinzip – Sohn, Vater, Großvater
Das Generationenprinzip basiert auf der Einteilung von Backups in drei verschiedene Kategorien. Es bietet ein Backup-Schema sowohl für die lokale als auch für die zeitliche Planung von Backups. Dazu werden die Sicherungsintervalle traditionell in Tages- (Sohn), Wochen- (Vater) und Monats-Backups (Großvater) gegliedert.
In der Tages-Generation wird beispielsweise von Montag bis Donnerstag jeweils ein Sohn-Backup erstellt. Das Wochenbackup (Vater) erfolgt jeweils freitags und sollte auf einem anderen Datenträger gespeichert werden. Mit den Backups der darauffolgenden Woche werden die Sicherungskopien der Vorwoche tagesgetreu überschrieben. Am Ende eines Monats wird zusätzlich ein Großvater-Backup an einem anderen Speicherort erstellt. Mit einem neuen Monat werden dann die vorangegangenen Sicherungskopien wieder wochengetreu überschrieben. Je nachdem, wie viele Großvater-Sicherungen aufbewahrt werden (i. d. R. 6 oder 12) kann dann auf Sicherungskopien eines halben oder ganzen Jahres zurückgegriffen werden.
Statt auf eine Tages-Wochen-Monats-Einteilung kann das Schema natürlich auch auf andere Intervalle wie Stunden, Tage und Wochen übertragen werden.
Last but noch Least: ein Tipp zum Datenschutz
Denken Sie bei Ihren Server-Backups daran, dass die Sicherungskopien ebenso geschützt werden müssen wie Originaldaten. Das gilt insbesondere dort, wo personenbezogene Daten Dritter gesichert werden, etwa Daten von Nutzer- oder Kundenkonten. Solche Daten sollten verschlüsselt übertragen und abgespeichert werden.
Wie Sie schnell und einfach eine Web Application Firewall einrichten können erfahren Sie hier.
Optimieren Sie Ihre Backup-Strategie
Bei der Planung der optimalen Backup-Strategie gibt es einiges zu beachten. Deshalb bieten wir Ihnen unsere Advanced Services an, die Sie entweder mit Ihrem Virtual Server mitbuchen oder bedarfsbezogen in Anspruch nehmen können. Auf Wunsch unterstützen wir Sie bei Ihrer Backup-Planung, konfigurieren ein passendes Backup-Schema für Sie oder helfen bei der Wiederherstellung von Daten oder des kompletten Servers.
Erfahren Sie hier, wie Sie Ihr Datenbank-Managment optimieren können.
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