„State of the Word“ ist die jährliche Keynote von Matt Mullenweg. Seit elf Jahren ergreift der Mitbegründer von WordPress die Gelegenheit, über den Stand des Open-Source Projekts zu sprechen, Erfolge zu teilen und Zukunftsvisionen zu verkünden. In diesem Beitrag fasse ich zusammen, was in der diesjährigen State of the Word-Keynote in Nashville über die Zukunft von WordPress zur Sprache gekommen ist.
Letztes Jahr hatte Matt bereits angekündigt, dass der neue Editor mit dem Code-Namen ”Gutenberg“ in der WordPress Version 5.0 in den Core integriert werden soll. Im Laufe der vergangenen zwölf Monate ist viel um dieses Feature-Plugin herum passiert. Am 6. Dezember ist die in der WordPress-Community umstrittene WordPress-Version 5.0 veröffentlicht worden. Es hat kontroverse Diskussionen zum Projektmanagement sowie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gegeben. Dementsprechend ist die diesjährige Keynote mit großer Spannung erwartet worden.
Zu Beginn seiner „WordPress State of the Word“ ist Matt Mullenweg auf die vier Freiheiten des WordPress Projekts eingegangen und hat noch einmal die gemeinsame Mission der Demokratisierung des Publizierens und seiner Bedeutung betont.
Mehr Informationen zur Mission und den Freiheiten des WordPress-Projekte finden Sie auf wordpress.org
Im weiteren Verlauf seiner Keynote hat Matt Mullenweg an die nicht so intuitiv bedienbaren Elemente des klassischen Editors in WordPress erinnert. Über ein Jahrzehnt war der WYSIWYG-Editor TinyMCE in WordPress die Standard-Funktion zum Erfassen von Inhalten. Allerdings haben sich nicht alle Funktionen umsetzen lassen, die man aus rudimentärer Textverarbeitungssoftware kennt. Das war die passende Überleitung zu seiner langjährigen Vision eines blockbasierten Editors. In einer kurzen Videosequenz gab er den Zuschauern einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit des „Gutenberg“-Interface. Dabei ist Matt Mullenweg auch auf Blöcke von Drittanbietern eingegangen, die die Standardblöcke um weitere Blöcke erweitern.
Mullenweg hat es allerdings nicht beim Status Quo belassen, sondern hat auch einen Ausblick auf die Phasen 2, 3 und 4 erteilt. Viele interessante Dinge werden im WordPress Ökosystem passieren.
Hier einige Ausblicke in die Zukunft von WordPress
- Einer der nächsten Schritte ist es, den Content-Bereich der Seitenleiste mit Gutenberg zu verwalten.
- Das neue Inline-Editing-Erlebnis soll auf die Anpassung der gesamten Website übertragen werden.
- Widgets und Elemente sollen in Blöcke umgewandelt werden, sowie alles, was man in Menüs tun kann, um diese Optionen in einen Block einfügen zu können.
- In Phase 3 und 4 wird es darum gehen, Multi-User-Bearbeitung und Workflows sowie die Google Docs Collaboration-Funktionen in WordPress zu integrieren.
Im Folgenden eine Kurzzusammenfassung der einzelnen Phasen.
Gutenberg – die nächsten Phasen
- Gutenberg – Phase Eins
Mehr Möglichkeiten für die Content-Bearbeitung. Grundlegende Blöcke zum Schreiben und Bearbeiten im Backend-Editor. Diese Phase ist mit der Veröffentlichung von WordPress 5.0 abgeschlossen. Matt wies allerdings darauf hin, dass die Arbeit am neuen WordPress-Editor fortgesetzt wird. - Gutenberg – Phase Zwei
Der nächste Schwerpunkt werden Anpassungen außerhalb des Seiten-/Postinhalts sein. Das kann Widgets, Menüs und verschiedene Inhalte beinhalten. Matt bemerkt, dass die Anpassung der Menüs „etwas mehr Experimente erfordern“. Die Umsetzung von Phase Zwei ist für 2019 geplant. - Gutenberg – Dritte Phase
In Phase Drei geht es um die Zusammenarbeit, Mehrbenutzerbearbeitung in Gutenberg und Workflows. Geplanter Abschluss dieser Phase ist 2020+. - Gutenberg – Phase Vier
In Phase Vier soll ein „offizieller Weg“ für WordPress zur Unterstützung mehrsprachiger Websites entwickelt werden. Auch diese Phase soll 2020+ abgeschlossen sein.
Learnings 2018
Zum Schluss ließ Matt seine Zuhörer daran teilhaben, was er im letzten Jahr gelernt hat.
- Ein zwiespältiges Fazit der diesjährigen Keynote war, dass die Entwicklung des neuen Block-Editors (der Gutenberg-Editor) zwar überwiegend öffentlich stattgefunden hat, aber zu viele Entscheidungen in Silos getroffen und nicht klar kommuniziert wurden. Das ist etwas, das bei zukünftigen Entwicklungen wie WordPress 5.1 und darüber hinaus verbessert werden soll und verbessert werden wird.
- Änderungen, die auf dem Weg sind, können dazu führen, dass wir in Zukunft vielleicht keine 10k-20k Themes mehr benötigen.
- Bemerkenswert ist auch, dass dank LetsEncrypt, WordPress und sicherheitssensitiven Hostern über 57% der WordPress-Websites verschlüsselt unter HTTPS zugänglich sind. Es ist zwar noch ein langer Weg bis zu den 100%, aber es geht voran.
- Bei den Ausführungen zum neuen WordPress-Editor hat sich die Begeisterung des Publikums vor Ort in Grenzen gehalten. Anders dagegen bei seiner Aussage, dass WordPress spätestens im Dezember 2019 eine PHP-Version 7.0 und höher voraussetzt. Damit ist ein weiterer wichtiger Schritt geplant, veraltete Code-Elemente auf den neusten Stand zu bringen und gleichzeitig eine zuverlässige Rückwärtskompatibilität zu gewährleisten.
- Des Weiteren wird darüber nachgedacht, in Zukunft auch automatische Updates für Major-Updates anzubieten. Bislang konnten nur Minor-Updates des Cores automatisch ausgeführt werden.
- Zu den WordCamps: 2018 sind 145 WordCamps in 48 Ländern organisiert worden. In Summe sind dabei über 45,000 Tickets verkauft worden. Das Engagement von über 1,300 Organisatoren (33% Wachstum!), 2,651 Speakers, und 1,175 Sponsoren haben diese WordCamps überhaupt erst möglich gemacht.
- Auch bei den Meetups konnte man in diesem Jahr ein Wachstum von ca. 50% in der Anzahl der Teilnehmer wahrnehmen. Über 687 Meetup-Gruppen organisierten 5,400 Meetup-Termine.
Matts Vortrag wurde mit der traditionellen Q&A-Sitzung beendet.
Weitere Informationen:
Eine Video-Aufzeichnung der Live-Übertragung finden Sie auf Youtube unter Matt Mullenweg: State of the Word 2018
Die Vortragsfolien des WordPress State of the Word 2018 finden Sie auf SlideShare: