Seit dem Erscheinen von ChatGPT scheint es eine „neue Spezies auf dem kreativen Planeten“ (Tom Tykwer) zu geben. Glaubt man dem Hype, könnte KI die Lösung für fast alles sein, und sie verspricht auch, uns Kreativarbeit abzunehmen, Videoclips zu erstellen, Musik zu komponieren oder eben Texte zu schreiben. Aber wie steht es tatsächlich mit den Möglichkeiten, mit KI Texte zu schreiben?

Im Folgenden beleuchten wir genauer, wie generative KI das Schreiben von Texten unterstützen kann und was Sie beachten sollten, um dabei zu einem guten Ergebnis zu kommen.

Wie KI Texte schreibt – technische Hintergründe

Zunächst ist es sinnvoll, einen kurzen Blick auf die technische Basis zu werfen, auf der KI-Textgeneratoren arbeiten. Nicht zuletzt, um deren Möglichkeiten und Limitierungen zu verstehen.

KI-Texterstellung basiert auf maschinellem Lernen (mit künstlichen neuronalen Netzen), bei dem ein Computermodell (Large Language Model, kurz LLM) wie GPT-4o von OpenAI oder PaLM 2 von Google anhand von Daten lernt, Gewichtungen in Verknüpfungen vorzunehmen, Muster zu erkennen und Vorhersagen bzw. Entscheidungen zu treffen, auch ohne ausdrücklich dafür programmiert worden zu sein. Aktuelle LLMs basieren auf der sog. Transformer-Architektur, die 2017 von Google vorgestellt wurde.

Um mit einem LLM automatisch Texte schreiben zu können, wird es mit großen Mengen an Beispieltexten „gefüttert“ und diese in numerische Repräsentationen kleiner Texteinheiten wie Wörter oder Satzzeichen umgewandelt (Tokenisierung). Mit diesen lernt das LLM in mehreren Trainingsschritten, komplexe Muster in Wort- und Satzfolgen zu erkennen. Auf Grundlage dieser statistischen Muster können nun (ausgehend von bereits geschriebenen Wörtern) Vorhersagen darüber getroffen werden, welches Wort als nächstes kommen kann. In weiteren Trainingsschritten kann das LLM auf speziellere Aufgaben abgestimmt werden, etwa das Schreiben von Werbetexten oder Blogbeiträgen.

Welche Texte können mit KI geschrieben werden?

Prinzipiell kann KI alles schreiben, sogar Liebesgedichte. Es hat auch schon Versuche mit Romanen gegeben. Allerdings ist die Qualität je nach Textform doch sehr unterschiedlich.

Technologiebedingt (siehe oben) gehören kürzere sachbezogene Texte wie zum Beispiel Blogartikel oder Produktbeschreibungen zu den Stärken von Textgeneratoren. Zu komplex sollte es dabei aber nicht werden, denn vielfältig verflochtene Zusammenhänge überfordern LLMs genauso wie Emotionen, Meinungen oder Ironie.

Wo liegen die Stärken von KI-Textgeneratoren?

KI-Textgeneratoren können vor allem als Lieferanten für kurze darstellende Texte (Produkt-, Blog- und andere Webtexte, E-Mails etc.) oder für Textskizzen eingesetzt werden. Sollen sie längere Texte schreiben, neigen sie dagegen zu inhaltlichen Wiederholungen, banalem Wortgeklingel und zum Abdriften in wenig sinnvolle thematische Randgebiete.

Ein Vorteil, den KI beim Schreiben von Texten bietet, liegt in der guten „Kenntnis“ von Zielgruppen. Aufgrund ihrer umfangreichen Datenbasis (häufig mit der Quelle Internet) können Textgeneratoren (insbesondere solche, die auf Marketing spezialisiert sind) recht gut gewichten, welche Wörter und sprachlichen Elemente bei einer Zielgruppe üblicherweise verwendet werden und welche eher nicht.

Sinnvoll eingesetzt werden können KI-Textgeneratoren für:

  • Darstellende Texte (geringer Länge und Komplexität)
  • Einleitungen, Überschriften etc.
  • FAQs
  • Standardtexte (Bewerbungsschreiben, vertriebliche Anschreiben etc.)
  • Texte mit limitierter Zeichenzahl (z. B. Suchmaschinen-Snippets, Bildunterschriften etc.)

Gute Dienste leistet generative KI zudem als „Sparringspartner“ für das Strukturieren von Texten. Und sie können wertvolle Ideengeber sein, wenn es einmal mit der Inspiration hakt.

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Welche Einschränkungen gibt es?

Am Ende eines von ChatGPT geschriebenen Texts finden sich zwei einschränkende Sätze: „ChatGPT kann Fehler machen. Überprüfe wichtige Informationen.“ Dieser Rat kommt nicht von ungefähr, denn die KI versteht nicht, was sie generiert. Komplexe oder mehrdeutige Zusammenhänge können schnell einmal falsch oder gar nicht verknüpft werden.

Fehlt es der KI zudem an Trainingsdaten zu einem bestimmten Thema, tendiert sie dazu, Informationen aus angrenzenden Themenkomplexen zu übertragen und so neue Informationen zusammenzufabulieren ­– sie „halluziniert“. Die Krux: Die erfundenen Inhalte präsentiert ChatGPT in sachlichstem Ton als Fakten. Gemini (Google) versieht seine generierten Texte an Stellen mit unzulänglicher Informationsbasis immerhin meist mit dem Hinweis: „In der Google Suche wurden keine relevanten Inhalte gefunden.“

Trotz manch originell halluzinierter alternativer Fakten: Kreativität zählt nicht zu den Vorzügen von Textgeneratoren. Menschliches Assoziationsvermögen und spielerische Verknüpfungen sind nicht Sache der generativen KI, nicht zuletzt fehlt ihr dazu eine wichtige Zutat: Emotion.

Auch mit der Aktualität von Inhalten ist es so eine Sache: Bislang (Stand Mai 2024) können die meisten Textgeneratoren nicht auf Echtzeitinformationen zugreifen oder diese verarbeiten. Die Wissensbasis von GPT-4 wurde bis September 2021 aktualisiert, die von GPT-4-Turbo reicht bis Ende 2023. Gemini hat laut Selbstauskunft eine Datenbasis, die „ständig mit neuen Informationen aus verschiedenen Quellen aktualisiert wird“. Versuche bestätigen einen entsprechenden Zugriff auf tagesaktuelle Inhalte. Bei Ihren Texten sollten Sie also auch im Blick behalten, auf welchem LLM der von Ihnen genutzte Textgenerator basiert.

Für welche Aufgaben sind KI-Textgeneratoren weniger geeignet?

  • Texte, bei denen verlässliche Informationen und korrekte Fakten wichtig sind
  • Darstellung und Diskussion komplexer Themen
  • Aktuelle Themen
  • Kommentare, Meinungen, emotionale oder ironische Texte
  • Längere Texte, Bücher, E-Books
  • Fiktionale Texte

Vorsicht ist auch bei sensiblen Themen wie Rassismus, Sexismus oder Diskriminierung geboten. Wenn auch die neueren ChatGPT-Versionen gezielt darauf trainiert wurden, keine rassistischen oder sexistischen Ausgaben zu machen, schleichen sich doch immer noch Vorurteile ein, die aus den Tiefen der Datenbasis stammen. Googles Gemini schießt dagegen gelegentlich über das Ziel hinaus und kreiert Diversität auch dort, wo sie gar nicht hingehört (wenn z. B. von rassisch diversen Soldaten aus Nazideutschland fabuliert wird).

KI-Textgeneratoren – eine Auswahl

Neben dem Platzhirsch ChatGPT von OpenAI gibt es eine Vielzahl von Textgeneratoren, von denen die meisten auf der GPT-Modellfamilie (Generative Pretrained Transformer) von OpenAI basieren. Gemini, das auf dem Google-eigenen LLM PaLM 2 basiert, stellt hier derzeit noch eine Ausnahme dar.

Während Gemini und ChatGPT Universalisten sind, die sich u. a. auch für die Erstellung von Urlaubs- oder Ernährungsplänen anbieten, sind Tools wie Frase oder Neuroflash auf das Schreiben von Texten oder Generieren von Marketing-Content spezialisiert. Diese Textgeneratoren bieten meist vordefinierte Möglichkeiten für Prompts, Textstrukturen und -Muster (Templates) sowie div. Möglichkeiten zur Nachbearbeitung und Suchmaschinenoptimierung von Texten.

Name Beschränkung für kostenlose Nutzung Fokus LLM Sprachen Templates
ChatGPT keine universell GPT-4 50+
Gemini keine universell PaLM 2 40+
Jasper 7 Tage Texte und Bilder für (Content-) Marketing GPT-3, -4, Claude 30+ 50+
Neuroflash 2.000 Wörter / Monat Texte und Bilder für (Content-) Marketing GPT-3, -4 8 90+
Writesonic 10.000 Wörter / Monat Texte und Bilder für (Content-) Marketing GPT-3.5, 4 25 80+
Frase 1 Testprojekt Produktbeschreibungen, Blogbeiträge, Social-Media-Posts GPT-3.5, -4 13 40+
Seowriting 5.000 Wörter, 5 Artikel / Monat Suchmaschinenoptimierte Texte GPT-3 und „andere Technologien“ 48 20+ „pre-trained models“

Jedes Writing-Tool hat seine Stärken und Schwächen. Auch die Preisgestaltung und die Features der verschiedenen Abo-Modelle (wenn es mehr sein soll, als kostenlos angeboten wird) unterscheiden sich stark. Es empfiehlt sich daher, mehrere infrage kommende KI-Systeme auszuprobieren, um zu ermitteln, welches Tool sich am besten für Ihre Zwecke eignet.

Vier Schritte, um einen KI-Text schreiben zu lassen

  1. Schritt: Um einen guten KI-Text schreiben zu lassen, sollten Sie dem Textgenerator so präzise wie möglich mitteilen (prompten), was Sie erwarten:
  • Nennen Sie die anvisierte Textart (Blogartikel, Einleitung etc.) bzw. wählen Sie ein passendes Template (falls angeboten).
  • Machen Sie Angaben zum gewünschten Stil (akademisch, populärwissenschaftlich, locker, freundlich, bildhaft etc.) oder wählen Sie eine vordefinierte Stiloption (falls angeboten).
  • Umreißen Sie Ihr Thema stichpunktartig und geben dabei ggf. wichtige inhaltliche Informationen.
  • Beschreiben oder – falls angeboten – wählen Sie die Zielgruppe (interessierte Laien, Studierende, Generation Z etc.).
  • Nennen Sie ggf. wichtige Keywords.
  • Geben Sie ggf. die gewünschte Länge und Struktur an (250 Wörter, 3 Absätze, mit Fazit etc.).
  1. Schritt: Passen Sie Ihren Prompt an, wenn Sie das erste Ergebnis nicht zufriedenstellt. Präzisieren Sie das Thema oder formulieren Sie es um. Nutzen Sie testweise auch englische Begriffe (z. B. Outline statt Gliederung oder Introduction für Einleitung) oder alternative Umschreibungen des Stils oder der Zielgruppe.
  2. Schritt: Unterziehen Sie die generierten Inhalte einem Faktencheck. Manche Textgeneratoren geben Hinweise auf ihre Quellen, das sind i. d. R. gute Ansatzpunkte: Stimmen die Quellen? Wie aktuell sind sie? Sind sie seriös?
  3. Schritt: Prüfen Sie den Text auf sprachliche Korrektheit. Obwohl die meisten Textgeneratoren inzwischen auch in Deutsch sehr fit sind, kommt es doch immer wieder dazu, dass etwa Begriffe oder Präpositionen (vor allem, wenn sie mehrdeutig sind) falsch verwendet werden. Streichen Sie Wiederholungen, verbessern Sie den Argumentationsfluss. Manche Textgeneratoren stellen Ihnen hierfür verschiedene Optionen zur Verfügung. Alternativ können Sie den generierten Text auch mithilfe von KI-Schreibassistenten wie DeepL Write weiter optimieren.

KI-Texte für mehrsprachige Webseiten erstellen

In vielen Bereichen sind mehrsprachige Inhalte inzwischen zum Standard geworden. Das gilt vor allem für Webseiten. Die Datenbasis der meisten Textgeneratoren ist überwiegend Englisch. Daher haben sie in der Regel keine Probleme damit, Texte in Englisch zu erstellen. Wie die tabellarische Übersicht oben zeigt, können Sie Texte mit den meisten Textgeneratoren auch direkt in vielen weiteren Sprachen wie Spanisch, Französisch, Italienisch oder Russisch erstellen lassen.

Nicht immer ist dies aber die beste Lösung – z. B. wenn Sie einen bereits optimierten deutschen Text haben, der nur übersetzt werden soll, einen Text in einer weniger verbreiteten Sprache benötigen, in der die Datenbasis des KI-Textgenerators nicht für ein zufriedenstellendes Ergebnis reicht, oder das Tool die gewünschte Sprache gar nicht anbietet. In solchen Fällen helfen spezialisierte KI-Übersetzungstools wie Google Translate, DeepL oder Quillbot-Translator weiter. Oft ist es allerdings schwer, die Qualität der Übersetzung zu beurteilen – hier kann es helfen, den Text rückübersetzen zu lassen (ggf. durch ein zweites Übersetzungstool), um Schwachstellen aufzuspüren. Wenn Ihnen sachliche Korrektheit oder die korrekte Übersetzung von Fachbegriffen wichtig sind, empfiehlt es sich in jedem Fall, die Übersetzung von professionellen menschlichen Übersetzern oder Muttersprachlern checken zu lassen.

Sollten Sie regelmäßig neue Webtexte in mehreren Sprachen benötigen (z. B. für neue Produktbeschreibungen oder Blogposts) empfiehlt sich der Einsatz spezialisierter Tools wie FluentC oder WEGLOT. Sie lassen sich als Plugins direkt in die Website integrieren (FluentC ist dabei auf WordPress-Seiten beschränkt) und übersetzen die Texte automatisch. Über ein Editor-Backend können die Texte auch manuell nachbearbeitet werden. Zusätzliche Vorteile dieser Lösung: Die Tools erkennen Texte, Bilder und Metadaten und generieren suchmaschinenfreundliche Übersetzungen mit eigenen URLs, die indexiert werden können.

Titelmotiv: Bild von jan mesaros auf Pixabay

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