Mit der Ungeduld ist es so eine Sache. Werden heute Trends ausgemacht und morgen in eine Content-Marketing-Strategie implementiert, denkt man, sie seien übermorgen schon wieder passé. Dieser Ansatz ist naheliegend, weil uns die Schnelllebigkeit des Internets und der digitalen Entwicklungen per se natürlich vertraut ist. Doch dieser Gedankengang greift zu kurz. Technologien und Trends brauchen Zeit, um sich zu manifestieren. Im jeweiligen System – und im Alltag der Menschen. Man muss den Usern Zeit geben, damit sie neue Trends und Technologien annehmen können.

Jetzt schon einen Abgesang auf bereits vor Jahren hochgelobte Techniken wie Virtual und Augmented Reality anzustimmen, nur weil die Zahl der Best-Practice-Beispiele im Massenmarkt bis dato noch überschaubar ist, wäre schlichtweg zu kurzsichtig. Diese Trends existieren und begeistern, auch wenn vielerorts schon wieder vom Anti-Trend die Rede ist.

Eine andere Sache, die beim Verorten von Trends eine große Rolle spielt: Iteration. Einmal als Trend markiert, sollte nicht bedeuten, dass dieses Thema danach nie wieder auf der Agenda erscheint. Im Gegenteil: Erst durch die Wiederholung eines Trendthemas und die vertiefende Auseinandersetzung mit ihm kann sich dieses etablieren. Aus einem Buzzword wird ein Trend, aus einem Trend eine Bewegung.

 

Relevanz durch Real Time, Authentizität und Voice

So etwas passiert gerade mit den Begriffen Real Time und Authentizität. Der Aspekt, dass etwas live rezipiert werden kann – in Real Time, ist sozusagen der Next Step in puncto Authentizität. Stichwort: Live Videos. In Echtzeit passieren auch Dialoge mit smarten Voice Tools. Sie sind zwar nicht „real“, erlauben aber eine täuschend echte Unterhaltung. Wer also bereit für mehr Direktheit ist, wird im Content Marketing damit punkten können.

 

Trend: Live Videos

Und damit ist schon der erste Trend gefunden, der das Content Marketing bis 2020 maßgeblich beeinflussen wird: Live Videos. Live erweckt den Eindruck authentischer zu sein, als akribisch vorab geplante Spots, Posts usw. Dass auch hinter Live Videos meist ein durchdachtes Skript steckt, spielt in dem Fall (noch) keine große Rolle. Live Videos überzeugen in den Social-Media-Kanälen wie etwa Instagram Live und Facebook Live, wobei beide Formate ihr Potential eindeutig noch nicht ausgeschöpft haben.

Live Formate vermitteln dem User eine Unmittelbarkeit und Nähe, die mit anderen Formaten nur schwer zu erreichen ist. Gerade um Vertrauen zum Kunden aufzubauen, sind Live Videos, die unverfälschte Einblicke erlauben, bestens geeignet und zählen damit zu den spannendsten neuen Contentformaten.

Abbildung zu den Content-Marketing-Trends 2020 - Live Videos

Trend: Social Bots & Chatbots

Fakt ist, dass der App-Boom vorbei ist. User haben keine Lust mehr, sich für Aktion X wieder eine neue App Y runterzuladen. Fakt ist auch, dass die weltweit erfolgreichsten Apps allesamt Messenger Apps sind. WhatsApp und Facebook Messenger zählen zu den beliebtesten Applikationen in diesem Bereich. Diese Entwicklung macht den Weg frei für Chatbots im Allgemeinen und Social Bots im Speziellen. Forbes bezieht sich auf eine Gartner-Studie, die vorhersagt, dass 85 Prozent der Kommunikation mit Kunden bis 2020 über künstliche Intelligenz und Chatbots gesteuert werden wird.

Was sind Chatbots und Social Bots? Chatbots sind Programme, die auf künstlicher Intelligenz und Datenanalyse basieren, und mit Usern in einer Messaging App in Form von Textnachrichten interagieren. Sie kommunizieren mit dem User mithilfe von Natural Language Processing (NLP), das es ihnen ermöglicht, die Bedeutung von Fragen zu verstehen und entsprechend zu antworten. Social Bots sind Chatbots, die in sozialen Netzwerken menschliche Kommunikation simulieren. Auf Facebook finden sich derzeit rund 30.000 Bots, die Firmen nutzen, um mit ihren Kunden in Kontakt zu treten.

Im Content Marketing können Chatbots und Social Bots genau dazu dienen, wofür Content Marketing im Kern steht: Den User direkt dort abzuholen, wo er sich aufhält, seine wichtigsten Probleme zu lösen und ihm durch hilfreiche Antworten einen Mehrwert zu liefern. Die größte Herausforderung bei Bots ist eine möglichst natürliche Sprache, andernfalls kann damit beim User ein negatives Erlebnis erzeugt werden. Außerdem muss in puncto Datenweitergabe auf die Richtlinien der DSGVO geachtet werden.

 

Trend: Voice Content Marketing

Ein weiterer Trend im Content Marketing setzt auf Inhalte, die nicht an ein Display gebunden sind. Bis 2020 werden 30 Prozent der Internetnutzung „screenless“ passieren. Was bedeutet das? Audio-Formate wie Podcasts und Blogcasts gewinnen an Bedeutung. Dem User wird dabei Content vermittelt, ohne dass er dabei auf seinen Bildschirm schauen muss. Einen Schritt weiter gehen interaktive Formate, die einen Dialog zulassen, der dank Natural Language Processing (NLP) möglichst natürlich ablaufen soll und dank künstlicher Intelligenz smart ist. Hier steht ein „reales“ Gespräch mit einem digitalen Device im Mittelpunkt, das dem User so hilfreiche Inhalte liefert. Im SEO ist dieser Trend durch Voice Search mittels digitaler Sprachassistenten bereits ein großes Thema.

Unbedingt zu beachten ist, dass es sich bei Voice-Content-Marketing-Maßnahmen nicht um eine Strategie an sich handelt, sondern um eine weitere Möglichkeit, relevanten Content an die Zielgruppe zu bringen. Voice-Maßnahmen sind aber natürlich erst dann wirklich interessant für einen Contentformat-Mix, wenn die Antworten und Ergebnisse, die das Voice Tool liefert, mindestens 99 Prozent Genauigkeit erreichen, was heute noch nicht der Fall ist. Ebenfalls zu beachten ist, dass Voice-Anwendungen vorwiegend mobil und lokal passieren. Voice-Content-Marketing-Inhalte müssten dementsprechend aufbereitet werden.

Abbildung zu den Content-Marketing-Trends 2020 - Voice Content Marketing

 

 

Trend: Amazon Content Marketing

Amazon ist die größte Produktsuchmaschine der Welt. 38 Prozent der Konsumenten beginnen ihre Recherche zu einem Online-Einkauf auf Amazon, 35 Prozent auf Google, nur 21 Prozent auf einer Händler- oder Markenwebseite. Das Ökosystem Amazon wird dadurch immer interessanter für Content-Marketing-Maßnahmen. In den sogenannten Amazon Stores können Marken einen individuell gestalteten Hub erstellen, der auf die Produktseiten linkt. Zwar gibt es gewisse Layoutvorlagen, jedoch können Text, Bilder, Videos etc. selbst ausgewählt werden. Auf diesem Weg kann die Marke dem User wertvolle Inhalte an die Hand geben, die seine User Experience erhöhen.

Denn auch auf Amazon gilt das Content-Marketing-Credo, dass die Zielgruppe nur von relevantem Content überzeugt werden kann. Wer relevant ist, ist sichtbar und geht mit seinen Produkten im Amazon-Universum nicht unter. Es lohnt sich, genau hinzusehen und die Inhalte auf die Bedürfnisse der User auszurichten. Dabei können etwa Produkt-Reviews sehr hilfreich sein. Auch bei Produktbeschreibungen sollte dahingehend optimiert werden, dass die Bedürfnisse der Zielgruppe im Fokus stehen. Eine Untersuchung von Marketo zeigt, dass Marken, die ihre Amazon Stores mit relevantem Content aufgewertet haben, ihre Abverkäufe in weniger als 6 Monaten steigern konnten.

 

 

Bildnachweis: Unsplash, free photos

Simone Arlits

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