Wem ist er noch nicht begegnet, der kleine weiße Geist auf gelbem Untergrund? Mittlerweile hat wohl schon jeder von Snapchat wenigstens gehört. Was in den letzten zwei Jahren eher noch locker in der Social-Media-Szene als neuester „hot shit“ betitelt wurde, wird spätestens seit dem Auftritt von Imran Khan, CSO von Snapchat, auf der diesjährigen dmexco als ernstzunehmende zukünftige Konkurrenz von Facebook gesehen. Vor allem die Werbemöglichkeiten für Unternehmen sind dort vorgestellt worden. Ein kurzes Update.

Warum die App mit dem weißen Geist die Zukunft des Mobile Advertising ist

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Er wurde wie ein Popstar auf der dmexco Bühne gefeiert: Imran Khan, der neue CSO von Snapchat. Zumal beim wirklichen Popstar, Zara Larsson, eine Stunde später, nicht einmal die Hälfte der Zuschauer zugegen war. Beim ehemaligen Berater des Börsengangs der Handelsplattform Alibaba jedoch nahmen sogar Agenturchefs und CIOs auf dem Boden Platz. Der Raum barst vor Aufregung, was denn der Strategiechef von Snapchat zu verkünden hatte…

Snapchat in einer Minute erklärt

Aber bevor es zur etwas fortgeschrittenen Nutzung der App kommt, eine kurze Einführung. Die ursprüngliche Idee hinter Snapchat war, eine App zu entwickeln, deren Nachrichten im Gegensatz zu allen anderen Netzwerken Momentaufnahmen sind und dies auch bleiben. Empfangene Fotos lösten sich deshalb nach 10 Sekunden auf und waren und sind bis heute auch nicht speicherbar für den Empfänger. Wird ein Screenshot gemacht, erfährt dies der Sender. Die Magie und der Erfolg lagen also in der Unmittelbarkeit, in der Vergänglichkeit des Augenblicks. Mittlerweile gibt es so genannte Stories, d.h. bestimmte Inhalte werden bis zu 24 Stunden gespeichert und laufen in 10-Sekunden-Schleifen durch. Besonders beliebt sind vor allem die Möglichkeiten, kleine Grafiken, so genannte Sticker, in das Foto oder das Video zu integrieren, Bildfilter zu nutzen oder einfach einen lustigen Text über das Bild zu schreiben.

Snapchat ist eine Foto-App

Und da kommen wir wieder zum Vortrag von Imran Khan. Er stellte ganz klar fest, dass Snapchat in dem Sinne kein soziales Netzwerk sei, sondern eigentlich eine „Camera-Company“. Snapchat zeichne sich durch seinen starken Schwerpunkt auf die visuelle Kommunikation aus. Vor allem unterscheidet sich die App auch dadurch von anderen sozialen Netzwerken, dass sie, auf jeden Fall ursprünglich, nur eine One-Way-Kommunikation zuließ. Mittlerweile kann auf Snaps mit einem Chat geantwortet werden. Aber es ist nach wie vor nur eine One-to-One- bzw. One-to-Many-Kommunikation möglich und man kann auch nicht liken.

Storytelling mit dem weißen Geist

Unter dem Titel „Storytelling in the age of Snapchat“ stellte Imran Khan dann die Möglichkeiten vor, die User haben, wenn sie Geschichten aus ihrem Leben mitteilen möchten. Deren Kreativität sei die Basis und letztlich auch der Erfolg der App. Mit der Funktion „My Story“ können die Nutzer Bilder und Filme 24 Stunden lang zur Verfügung stellen. Danach werden sie gelöscht. Mit „Live Stories“ werden Bilder und Videos von Usern zu einem bestimmten Anlass oder Ort zusammengestellt. So entstehen tausende Perspektiven von einem Ereignis oder einer Location, zum Beispiel vom Oktoberfest etwa oder von Barcelona. Um doch eine Möglichkeit zum Editieren zu schaffen, führte Snapchat jüngst die Rubrik „Discover“ ein. Dort kann zum Beispiel auch ein Artikel oder eine längere Video-Show, die eigens für die App entwickelt wurde, angesehen werden. Hier steht dann auch eine Kommentarfunktion zur Verfügung.

Zahlen sagen mehr als Worte

Jetzt einmal zu den harten Fakten und Gründen dafür, warum Werber Snapchat im Auge behalten sollten. Erst einmal zur Zielgruppe: Im Gegensatz zu den sonst immer genannten 50 Prozent Usern im Alter von 9 bis 24 Jahren betonte Khan die andere Hälfte, die über 25 Jahre ist. Zu konkreten Userzahlen der über 40-Jährigen wollte er sich allerdings nicht äußern. 150 Millionen Menschen nutzen täglich Snapchat, in Europa knapp 50 Millionen. Die Zahl der täglichen Videoaufrufe soll bei weit über 10 Milliarden liegen. 2 Milliarden mehr als bei Facebook. Laut Khan seien das weltweit im Schnitt bereits 25 bis 30 Minuten pro Nutzer, jeden Tag. 2015 belegte das Tool mit dem weißen Geist im Ranking der wachstumsstärksten Apps Platz drei hinter Facebook und Line. Der Unternehmenswert wurde im September 2015 mit 19 Milliarden US-Dollar beziffert.

Ein Stern geht am Mobile-Werbe-Himmel auf

Neben dem persönlichen Tagebuch auf Zeit, das User kreieren, gibt es auch einige interessante Werbemöglichkeiten – etwa gesponserte Filter, Linsen und Mobile Ads. Beispiele: Ein Filter mit einem Burberry-Abbinder legt sich so über die User-Fotos, dass ein Wandel von Regenwetter zu Sonnenschein stattfindet. Gatorade ließ mit einem speziellen Superbowl-Filter User die traditionelle Finaldusche selbst „erleben“. Auch Mobile Games und Apps können in speziellen Formaten angeteasert werden. Längere Videos werden mit einem 10-Sekünder eingeleitet und starten danach automatisch.

Überzeugend die Zahlen, die die Kaufabsicht dokumentieren: Mit SnapAds, also der Werbung in einer Story, wird laut Khan eine 1,8 mal höhere Kaufabsicht erreicht als beim durchschnittlichen Mobile-User. Mit Sponsored Lenses, also den speziellen Filtern, sind es 1,6 mal mehr. Bei gesponserten Geofiltern, das sind Filter, die einen Stadtnamen tragen und gebrandet sind, liegt der Wert 2,5 höher.

Wenn man bedenkt, wie rosig die Prognosen für die mobile Werbung aussehen, ist die Zufriedenheit, die auf dem Gesicht Khans abzulesen war, leicht nachzuvollziehen. Denn Snapchat verfügt schon heute über kreative und neuartige Werbemöglichkeiten, die begeistern und das Nutzererlebnis kaum beeinträchtigen, wenn nicht sogar bereichern. Und die sollen auch noch stetig erweitert werden. Der weiße Geist – ein Popstar unter den sozialen Apps.

Vorteile Snapchat:

  • Authentische Kommunikation: Im Gegensatz zur fast artifiziellen Erscheinung auf Instagram.
  • Einfache Gestaltung: Statt lange über den perfekten 140-Zeichen-Tweet nachzudenken, braucht Snapchat-Kommunikation nur ein Foto oder Video und eventuell ein paar lustige Sticker.
  • Keine Selbstdarstellung: Likes, Shares oder Kommentare spielen beim Private-Massenging-Dienst keine Rolle.

Wie nutzen Unternehmen Snapchat richtig?

Der besondere Vorteil: Die kurze Lebensdauer der Kampagnen-Snaps mit maximaler Aufmerksamkeit. Die gilt es zu nutzen, indem Unternehmen:

  • gute Inhalte erstellen, wie zum Beispiel Tutorials, Making Offs, den Blick hinter die Kulissen, das Produkt im Einsatz usw.
  • kreativ werden: Bilder allein reichen nicht aus. Sie müssen beschriftet und mit Sticks und Bildern verziert werden.
  • interagieren: Die Interaktion ist umso wichtiger, weil es keine Statistikfunktion gibt. Aufgrund Reaktionen kann ungefähr festgestellt werde, wie hoch die Resonanz ist.
  • Follower aufbauen: Neue Nutzer gewinnt man, indem diese einen von sich aus hinzufügen. Deshalb sind Snapchat-Kampagnen wichtig und der Verweis auf Snapchat in anderen Social-Media-Kanälen.

Hier geht es zum Vortrag von Imran Khan:

Die dmexco streamte außerdem auf YouTube.

Quellen:

Sie haben Anregungen oder Fragen zu Snapchat? Schicken Sie uns einen Kommentar. Wir freuen uns auf Ihr Feedback.

Jana Behr

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